Blaue Briefe von der Sparkasse

von Redaktion

Jetzt gibt‘s Kontokündigungen für die Gebühren-Gegner

Verärgert: Stefan Hofmeir mit seinem Kündigungsschreiben (siehe auch unten). © M. Schlaf

Jetzt kommen die Kündigungen! Sie drohen demnächst Sparkassen-Kunden in München, die den neuen Kontomodellen der Bank immer noch nicht zugestimmt haben. Sie könnten Mitte des Jahres ihr Konto verlieren.

Hintergrund: Die Stadtsparkasse München führte vor knapp zwei Jahren neue Kontomodelle ein, teils mit weit höheren Gebühren. Bestandskunden sollten damals freiwillig in die neuen Modelle wechseln. Dafür braucht es allerdings das Einverständnis der Kunden, so will es das Gesetz. Sie müssen zustimmen, wenn sich Konto oder Gebühren ändern. Immer wieder bat die Sparkasse Kontoinhaber deshalb, einen Wechsel zu akzeptieren.

Einige Kunden weigern sich jedoch, das hinzunehmen – wie Stefan Hofmeir (54). Der Münchner hat deshalb nun tatsächlich ein Kündigungsschreiben erhalten. Sein Konto wird am 31. Mai 2025 gekündigt, sollte er nicht doch noch zustimmen, steht darin.

Für ihn unverständlich: „Ich bin mein Leben lang Sparkassen-Kunde, und jetzt bekomme ich so einen Brief.“ Auch er sei mehrmals gebeten worden zu wechseln: „Ich bin standhaft geblieben“, sagt er. Er müsste nun statt 2,25 für sein Privatkonto 4,95 Euro im Monat bezahlen. Für ein weiteres Geschäftskonto 29,95 statt 26,55 Euro. Jedoch schlägt in dem neuen Geschäftskontomodell beispielsweise jede Online-Überweisung mit neun Cent zu Buche – bislang sind es nur sieben Cent. „Das läppert sich, wenn man viele Transaktionen macht.“ Auch deshalb will er nicht zustimmen.

Er ist nicht der Einzige, dem deshalb eine Kündigung droht. Über 90 Prozent der Bestandskunden hätten zwar bereits in die neuen Kontomodelle gewechselt, sagt die Sparkasse. Bei ursprünglich rund 420 000 Bestandskunden, die zum Wechsel aufgefordert wurden, bleibt jedoch immer noch ein Rest von geschätzt 30 000 bis 40 000 Kunden. Sie erhielten oder erhalten nun ebenfalls Post von der Bank.

Dass man Kunden einfach rauswirft, davon will die Sparkasse nicht reden: Nach zwei Jahren sei man jedoch aus „technischen und rechtlichen Gründen gezwungen, diese Konten formal zu kündigen“, so eine Sprecherin. Ziel sei es allerdings, „jeden Kunden“ zu behalten. Deshalb können sie weiterhin, bis die Kündigung aktiv wird, in ein neues Modell wechseln – die Sparkasse schlägt automatisch ein passendes Konto vor.

Wichtig zu wissen: Auch nach Ablauf der Kündigungsfrist bleibt das Konto noch einen Monat lang aktiv. Wer es in diesem Zeitraum weiterhin nutzt, etwa durch Geldabheben, bleibt automatisch Kunde. Durch diese „konkludente Nutzung“ stimmt man einem Wechsel in ein neues Modell zu, ohne aktiv sein Einverständnis abzugeben.

Die neuen Kontomodelle stießen bei der Einführung vor zwei Jahren teils auf heftigen Widerstand (tz berichtete). Stadträte kritisierten parteiübergreifend die Änderungen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) setzte im Verwaltungsrat sogar durch, einige ursprünglich geplante Gebühren wieder zurückzunehmen. Verbraucherschützer in Bayern rieten Kunden teils sogar, die Bank zu wechseln. Stefan Hofmeir will genau das tun.
JULIAN LIMMER

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