Kinder werden krimineller

von Redaktion

Neue Zahlen aus der Polizeistatistik – Immer mehr Gewaltdelikte

Ein Großaufgebot der Polizei am Stachus. Die Gegend zwischen Hauptbahnhof und Karlsplatz steht unter besonderer Beobachtung. © Peter Kneffel/dpa, Marcus Schlaf

Es ist im August 2024, als eine schreckliche Tat Taufkirchen in Angst versetzt. Ein Mann findet seinen 84-jährigen Nachbarn blutüberströmt auf: Dieser Mann hat schwere Verletzungen am Kopf und im Gesicht. Der Grund: ein Raubüberfall mit roher Gewalt. Leider ist das kein Einzelfall. Neben diesem Verbrechen kam es allein in der beschaulichen Gemeinde im Landkreis München zu zwölf solcher Überfälle. Jedes Mal begangen durch Jugendliche.

Dieses Geschehen: symptomatisch. Denn Kinder und Jugendliche in und um München werden immer krimineller. Das zeigen die Zahlen der Gewaltdelikte, die Polizeipräsident Thomas Hampel gestern vorstellte. Der Zehn-Jahres-Vergleich ist alarmierend: Die Anzahl tatverdächtiger Kinder hat sich bei der Gewaltkriminalität mehr als verdreifacht – auf zuletzt 344 Fälle. In 6,9 Prozent der Gesamtfälle waren die Verdächtigen unter 14 Jahre alt.

Die Polizei hält dagegen, gibt Seminare zur Gewaltprävention, will enger mit der Stadt zusammenarbeiten und „die Kinder frühzeitig davor schützen, in die Kriminalität abzudriften“, so Hampel.

Die Kriminalstatistik gibt einen Überblick über alle Einsatzgebiete der Polizei. Zum Beispiel zeigt sie auch, dass die Zahl der Rohheits- und Gewaltdelikte (darunter fallen zum Beispiel Körperverletzungen) in Bus und Bahn um rund ein Fünftel respektive um rund ein Viertel gestiegen ist. Clemens Baumgärtner, OB-Kandidat der CSU, sieht Handlungsbedarf: „In den letzten fünf Jahren ist einiges ins Rutschen geraten. 472 Fälle von Gewalt im ÖPNV in einem Jahr, das sind ein bis zwei Angriffe täglich. Das können wir nicht dulden! Ich kenne viele Menschen, die sich nicht mehr trauen, nachts mit der U-Bahn heimzufahren – Frauen und auch Männer. Hier muss die Stadt dringend handeln.“ Polizeipräsident Hampel kündigt an: „Wir werden die Präsenz verstärken. Außerdem erwarten wir positive Veränderungen durch das Alkoholverbot am Bahnhof.“

Stichwort Bahnhof – mit dem Alten Botanischen Garten und dem Stachus in der Nachbarschaft: Diese Gegend ist eh im Fokus der Polizei – unter anderem, weil das Eck als Drogen-Brennpunkt gilt. Tatsache ist zwar, dass die neuesten Zahlen einen Rückgang der Rauschgift-Delikte um 8,2 Prozent ausweisen. Das liegt nach Einschätzung der Polizei allerdings nicht an geringeren Dealer-Aktivitäten, sondern an der geänderten Gesetzeslage: Am 1. April 2024 trat die Cannabis-Legalisierung in Kraft.

Einen Anstieg der Fallzahlen gibt es in allen Bereichen der Internet-Kriminalität, teils um fast ein Fünftel.

Auch Betrug (Enkeltrick, Schockanruf & Co.) bleibt ein Problem. Der Schaden stieg von 2,19 auf 3,22 Millionen Euro.
NICK MANDEL

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