Der Beutel mit rund 800 Gramm Asche.
Hündin Suki starb durch einen Mähdrescher.
Sukis Frauchen Barbara Csery bekam diese Karton-Urne, fühlt sich aber vom Tier-Krematorium in Riem belogen. © Fotos: Herkner, privat
Auf der Urne steht der Name ihrer Hündin. Doch Barbara Csery ist sicher: Die Asche darin ist nicht die ihrer geliebten Suki. Das Tierkrematorium hat sich geirrt, sagt die Tierheilpraktikerin aus Fraunberg (Kreis Erding): „Diese Asche ist nicht mein Hund.“
Suki starb am 10. Mai 2024. „Sie wurde von einem Mähdrescher überfahren“, sagt Csery. Todtraurig brachte sie die Überreste der Hündin zur Tiertrauer München in Riem, um sie einäschern zu lassen. Das fand am 17. Mai statt. Das Krematorium schickte die Asche an Cserys Adresse – in einer Karton-Urne. „Als ich sie aufmachte, bin ich aus allen Wolken gefallen“, sagt Csery. Der Grund: „Ich bekam 811 Gramm Asche zurück. Das ist viel zu schwer.“ Sie behauptet: „Das ist nicht meine Suki.“
Csery fragte am 26. Mai per Mail beim Krematorium nach. „Meine Suki war neun Kilo schwer, als sie starb. Das ergibt niemals 811 Gramm Asche. Ich habe dort schon zwei Hündinnen kremieren lassen, die ähnlich schwer waren. Deren Asche wog 233 und 271 Gramm. Die Asche, die ich jetzt bekommen habe, müsste also von einem Hund mit 25 bis 30 Kilo stammen.“ Das habe sie sich bei einem anderen Krematorium zusichern lassen.
Die Tiertrauer München widerspricht. Ende Mai bekam Csery eine E-Mail einer Mitarbeiterin. Die schrieb: „Die Asche weist deshalb eine Gewichts-Differenz dar, da ihre Suki in zwei Kartonagen in die Kremierung gegangen ist und auch eine Decke vorhanden war.“ Die Frau bot Barbara Csery an, „jederzeit“ vorbeizukommen – „und wir sieben diesen Feinstaub aus der Hauptasche raus“. Und: „Sie können auch bei diesem Prozess gerne dabeibleiben, damit Sie sehen, dass wir kein Durcheinander reinbringen.“
Den Hund raussieben – für Barbara Csery war dieser Vorschlag ein „Schlag ins Gesicht“. Die trauernde Hunde-Närrin sagt: „Das ist oberste Frechheit, so etwas anzubieten.“ Sie nahm sich daraufhin einen Anwalt und forderte die Kosten von 250 Euro zurück – dazu eine „aufrichtige und ehrliche Entschuldigung“. Die habe sie nicht bekommen, sagt sie – da eskalierte der Streit erneut. Csery forderte in einem nächsten Schreiben zusätzlich 117 Euro Anwaltsgebühren vom Krematorium. Sie sei tief verletzt vom Verhalten des Betreibers: „Das ist krank und perfide. Das wühlt mich jedes Mal so auf.“
Der Fall landete beim Bundesverband der Tierbestatter. Der schlug als Kompromiss eine Zahlung von 320 Euro vor. Csery lehnte ab, forderte 500 Euro „Wiedergutmachung“. Das Geld wollte sie an ein Tierheim spenden. Krematoriums-Betreiber Konrad Meier will das nicht zahlen. „Das Ganze tut mir sehr leid – aber ich lasse mich nicht erpressen“, sagt er auf Anfrage. Er bleibt dabei: „Suki wurde mit einer Decke verbrannt. Im Normalfall werden die Tiere in einem Karton kremiert. Das erklärt den Gewichtsunterschied der Asche.“ Csery widerspricht: „Das war eine 110 Gramm leichte Minidecke. Bei 800 Grad verbrennt die rückstandslos.“ Auch das habe ihr ein Krematorium bestätigt.
Sven Brüning vom Bundesverband der Tierbestatter gibt dagegen Konrad Meier Recht. Auf Anfrage sagt er: „Im Fall Csery lässt sich festhalten, dass das Gewicht der übergebenen Asche unter Berücksichtigung der beigegebenen Decke nicht ungewöhnlich ist. Allein aus diesem Grund kann ein fehlerhafter Ablauf der Kremation nicht abgeleitet werden.“
Wegen des Streits kann Barbara Csery nicht um ihre Suki trauern. „Die Urne steht bei mir im Keller. Ich kann sie einfach nicht ansehen.“
THOMAS GAUTIER