Wann haben Sie das letzte Mal etwas Verrücktes getan? Etwas richtig Durchgeknalltes, was so ganz und gar nicht den Normen entspricht? Worüber die Nachbarn nur den Kopf schütteln würden? Warum ich nachfrage? Weil morgen die ideale Gelegenheit für sowas wäre. Denn morgen ist der „Einmal-am-Tag-etwas-Verrücktes-Tun-Tag“ in Deutschland. Was für eine nette Idee! Die meiste Zeit sind wir alle doch ziemlich angepasst und brav. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal was Verrücktes getan habe. Um Karl Valentin zu zitieren: Mögen tät ich schon wollen, aber dürfen hab‘ ich mich nicht getraut.
Aber geben Sie es zu: Manchmal juckt es Sie auch schon sehr in den Fingern, einfach mal loszulassen und Dinge zu tun, die sich nicht schicken oder uns im Alltag verrückt erscheinen. Der ist schließlich ernst genug. Einfach mal aus diesen ganzen gesellschaftlichen Normen ausbrechen und Spaß haben. Mal gaga sein – und ich meine damit nicht die berühmte Lady, die mit verrückten Auftritten ja durchaus Karriere gemacht hat. Irgendwas tun, was anders ist als sonst. In diesen trüben Zeiten bräuchten wir durchaus positiv verrückte Aktionen. Die einem selbst Spaß machen, aber auch den anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubern könnten. Alleine verrückt sein, ist sowieso nicht ganz so befriedigend. Getreu dem alten Werbeslogan von 1995: Sind wir nicht alle in bisschen Bluna?
Allerdings finde ich die Umsetzung etwas anstrengend. Denn was würde man denn tun, wenn es komplett egal wäre, was die anderen darüber denken? Zum Beispiel mit der U-Bahn fahren und jede Station laut mit einem Reim ankündigen? Nächste Station Marienplatz – hier hat der Oberbürgermeister seinen Arbeitsplatz. Na ja, das geht noch besser. Vielleicht lautstark Flachwitze erzählen – bis das ganze Abteil mitgrinst. Oder in einer lustigen Verkleidung in der Stadt rumlaufen? Können Sie am Wochenende haben – beim Cosplay-Treffen im Olympiapark. Oder an einem Luftgitarrenwettbewerb teilnehmen? Würde wahrscheinlich unter all den Straßenkünstlern in der Innenstadt gar nicht mal groß auffallen. Das Haus nicht durch die Tür betreten oder verlassen, sondern durchs Fenster klettern? Könnte einen Polizeieinsatz auslösen. Nachts im Mondschein nackt baden? Da sind gerade die Temperaturen nicht passend. Zudem könnten dann die „Männer mit den weißen Turnschuhen“ anrücken, vor denen ich in meiner Jugend immer gewarnt wurde. Wobei: Weiße Turnschuhe trägt heutzutage doch fast jeder. So richtig abschreckend ist das auch nicht mehr.
Aber da gibt es eben noch diese letzte Hürde, die wohl jeder kennt. Diesen Moment, in denen man überlegt: Soll ich das jetzt wirklich tun? Ist das nicht zu albern? Was denken die anderen dann von mir? Dabei führt so eine Plemplem-Aktion wirklich automatisch zu einem Glücksmoment. Weil man eben für einen Moment seine gewohnten Bahnen verlässt und sich auf ein kleines Abenteuer einlässt. Man fühlt sich herrlich frei und lebendig. Die Glückshormone lassen Raketen steigen und die Korken knallen. Also los jetzt, probieren Sie es aus! Ich wünsche viel Spaß beim Verrückt-Sein morgen.