Freude am Fahren

von Redaktion

Die „Grolltreppe“ läuft wieder – Der Rollbericht unseres Reporters

Das Foto links zeigt unseren Reporter bei seiner Testfahrt auf der runderneuerten Rolltreppe am Hauptbahnhof. Sie hat neue Ketten (o. re.). Bei genauem Hinsehen sind alte Flecken zu erkennen (u. re.) © Oliver Bodmer (2), Marcus Schlaf

Schindlers Modell 9700 ist ein Klassiker der Bahnhofs-Bewegungsbranche. Nun hat das Berliner Unternehmen sein Kompaktmodell am Hauptbahnhof neu aufgelegt. Das Ergebnis: Freude am Fahren auf der Rolltreppe.

Das Innere wurde komplett neu überarbeitet – mit handgeschmiedeten Stufenketten. Im Fokus stand dabei der Antrieb. Der Grund: Monatelang stand die „Grolltreppe“ still, weil die Technik völlig versagte und man für eine Reparatur erst aufs Werk in China warten musste. Das soll der Vergangenheit angehören: Die Bahn hat nach eigener Aussage nun genug Ersatzteile auf Lager. Wir testeten gestern das Fehler-Flaggschiff.

Erster Eindruck: Das Cabrio präsentiert sich geradlinig. Das Design ist klassisch in Edelstahl gehalten. Der Lauf ist ruhig, Passagiere rollen ruckelfrei nach oben.

Fahrgefühl: Mit einem Neigungswinkel von 45 Grad, rund 2 KW Leistung und einer Spitzengeschwindigkeit von 2,7 km/h macht die E-Treppe Lust auf mehr. Beim Einstieg merkt man aber schnell: Sie sieht sportlicher aus als sie sich fährt. Ein Tempomat regelt automatisch die Geschwindigkeit. Den Passagieren bleibt etwas Zeit für einen kurzen Blick ins Leere oder aufs Handy. Überragend: die Akustik. Bleibt das Radio aus, bilden dezente Schlurfgeräusche das einzige Fahrgeräusch.

Design: Der mit klaren Kanten gestaltete Innenraum hat Charme, aber auch praktische Vorteile. Gelbe 11-Zoll-LED-Leisten lenken geschickt von Fettflecken und Kratzern an den Seiten ab. Ansonsten ist das Interieur puristisch: Touchscreens und Fahrer-Info-Display fehlen hier völlig.

Sicherheit: Die Stufen bieten mit ihren Zacken viel Grip auch bei winterlichen Verhältnissen. Der schwarze Handlauf ermöglicht mit seinem C-Profil einen guten Halt. Die Stufenflächen schaufeln selbst Fahrgäste US-amerikanischer Bauart sicher hinauf.

Laderaum: Ein Rollkoffer passt bequem auf die Ladefläche, mit einem zweiten braucht‘s Pack-Geschick. Bis zu drei Kinder passen auf eine Stufe, bei zwei Erwachsenen wird‘s eng.

Fazit: Einst war die „Grolltreppe“ das unrühmliche Aushängeschild des Hauptbahnhofs. Das Facelift lässt jetzt hoffen. Test-Urteil: Roll-Royce-Niveau!
THOMAS GAUTIER

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