Direktor Schrädler sucht einen Wirt für die Räume am Platzl. O‘zapt ist schon. Früher war hier Schuhbeck Wirt. © Oliver Bodmer
In München steht ein Hofbräuhaus. Und bald schenkt auch die älteste Brauerei Deutschlands ihr Bier dort aus: Wie berichtet, hat die Weihenstephaner Brauerei den Zuschlag für Alfons Schuhbecks „Südtiroler Stuben“ am Platzl bekommen. Bis das bayerische Bier dort allerdings zu fließen beginnt, vergehen noch Monate. Das bayerische Wirtshaus soll Anfang 2026 eröffnet werden. Verläuft alles nach Plan. Aber jetzt ist die Brauerei erst einmal auf der Suche nach einem geeigneten Wirt. In den nächsten Wochen gehen die Ausschreibungsunterlagen raus. Zwei Münchner Wirte haben bereits Interesse bekundet, so die Brauerei.
Der künftige Platzl-Wirt muss viel Erfahrung mitbringen. „Eine Adresse am Platzl gehört zu Münchens Top-Lagen, da darf kein Anfänger ran“, sagt Gerhard Semmler. Er ist für die nationale Gastronomie bei Weihenstephan zuständig und ergänzt: „Darüber hinaus muss der neue Wirt über ein gewisses Startkapital verfügen.“ Man sei bei der ersten Baustellenbesichtigung über den Zustand der Räumlichkeiten entsetzt gewesen. „So viele Kabel waren einfach abgerissen, so viele Lüftungsschächte verbaut.“
Der Neue soll beim Wirtshaus-Konzept mitsprechen können. Doch schon jetzt steht fest, dass es eine bayerische Gaststätte mit rund 180 Sitzplätzen werden soll. Im Sommer verfügt die Gaststätte direkt neben dem Hofbräuhaus über einen sonnigen Außenbereich.
Wissenschaftsminister Markus Blume gab sich gestern vor Ort erst einmal bescheiden: „Im Vergleich zu unserem weltberühmten Nachbarn sind wir klein. Dafür aber umso feiner.“ Das ebenfalls staatliche Hofbräu sieht er nicht als Konkurrenz.
Ein erfahrener Wirt mit Geld, dem die hochwertige bayerische Küche am Herzen liegt – so sieht der perfekte Platzl-Wirt aus. „Er muss die bayerische Bierkultur verkörpern“, sagt Josef Schrädler, Direktor der Staatsbrauerei Weihenstephan.
Sobald der neue Platzl-Wirt feststeht, geht es in den Endausbau. Blume: „Wir geben jetzt bei der Umsetzung Vollgas.“ Verläuft alles nach Plan, kann sich der Minister bereits in diesem Sommer auch einen Baustellen-Ausschank vorstellen – „wir werden sehen“, sagt er.
Neben dem klassischen Wirtsraum ist ein sogenannter Chefs-Table geplant. So etwas kennt man sonst nur aus dem Fine-Dining-Bereich. Auch an eine separate Almhütte, in die man sich zurückziehen kann, wird gedacht.
Josef Schrädler freut sich auf das Platzl – „Münchens Bier-Wohnzimmer“. Er sagt: „Wir wollen dort die Vielfalt der bayerischen Bierkultur präsentieren.“ Derzeit hat Weihenstephan 14 verschiedene Biersorten im Programm. Die gibt es in München sonst eher selten. „Wir sind bisher an rund 30 Standorten vertreten. Von so einer exponierten Lage wie dem Platzl konnten wir bislang nur träumen.“
Zum Auftakt der Zusammenarbeit zapften Schrädler und Blume das erste Fass Bier gemeinsam an. Nach drei schwungvollen Schlägen Schrädlers setzte Blume noch einen vierten Schlag nach, bevor das Bier – zumindest für einen Tag – zu fließen begann.
STEPHANIE EBNER