Zehn Millionen Euro Schaden

von Redaktion

Polizei und Banken warnen vor Krypto-Trickbetrug

Schulterschluss: Vertreter von fünf Münchner Banken, Polizeipräsident Thomas Hampel (l.) und der Verein „Sicher in München“ warnen gemeinsam vor Betrügern – unter anderem auf Taschentüchern (r.). © Astrid Schmidhuber (2)

Diese Zahl ist ein Schock: Trickbetrüger zocken die Münchner mit einer neuen Masche ab – allein im Januar und Februar haben sie knapp zehn Millionen Euro ergaunert, wie Polizeipräsident Thomas Hampel berichtet. Die Täter locken ihre Opfer mit saftigen Renditen, an die man leicht kommen könne: Man müsse in Krypto-Währungen (siehe Info-Kasten) investieren und dafür Geld auf ein Konto überweisen. Die faulen Angebote werden hochprofessionell auf gefälschten Internetseiten verpackt. So entsteht die Illusion, dass man sein Geld sicher anlege – während man es in Wirklichkeit auf das Konto von Kriminellen überweist. Polizeipräsident Hampel warnt: „Das Geld landet im Ausland und ist nur schwierig wieder zurückzubekommen.“ Beim Kampf gegen die Cyber-Kriminellen bekommt er jetzt Unterstützung: Fünf Banken und der Verein „Sicher in München“ schnüren ein Maßnahmen-Paket.

Dazu gehören 20 000 Taschenbuch-Boxen, die an die Bankkunden verteilt werden. Darauf: eine wichtige Botschaft. Wer einen dubiosen Anruf erhält und sich unsicher fühlt, sollte nicht lang fackeln. „Lieber auflegen und die 110 wählen“, sagt Kristina Frank. Sie ist Vorsitzende des Vereins „Sicher in München“. Die Taschenbuch-Boxen sollen Bürger ganz praktisch im Alltag daran erinnern, wie vielfältig Betrüger ihr Unwesen treiben. Mit Schockanrufen, der Masche „Falsche Polizisten“ oder als falsche Handwerker haben sie im vergangenen Jahr 11,7 Millionen Euro Beute in München gemacht. Schon diese Zahl ist groß. In den Schatten gestellt wird sie aber durch die Abzocke der Krypto-Betrüger, die allein in den ersten zwei Monaten des Jahres auf eine ähnliche Summe kamen. Dass die Dunkelziffer deutlich höher sein dürfte und „viel mehr Menschen betroffen sind“, vermutet Sandra Bindler – und der Polizeipräsident gibt der Vorstandsvorsitzenden der Münchner Bank recht. Denn: Viele Opfer schämen sich und erstatten deshalb keine Anzeige.

Die Genossenschaftsbank schult ihrer Mitarbeiter intensiv, um Kunden vor Betrügern zu schützen. Genau so ist es bei der Sparda-Bank, der HypoVereinsbank, der Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg und der Stadtsparkasse München, die ebenfalls an der Seite der Polizei stehen. Die Bankangestellten sprechen Kunden zum Beispiel an, wenn diese plötzlich hohe Beträge transferieren wollen – auch wenn das nicht immer gut ankommt, wie Andreas Frühschütz von der Kreissparkasse erzählt. Darauf sind die Mitarbeiter aber vorbereitet. Weitaus problematischer sei laut Frühschütz, dass die Echtzeitüberweisung nach Willen der EU nun Standard werden soll. Geld wird in Sekunden verschickt – was Betrügern in die Hände spielt. Umso wichtiger sei es, vor jeder Überweisung genau zu überlegen, was man da macht. Egal, wie verlockend ein Krypto-Investment klingen mag.

Die Angebote der Betrüger kommen laut Polizei auf ganz verschiedenen Wegen, zum Beispiel per SMS, E-Mail oder oft auch klassisch per Telefon-Anruf. Ein Münchner wurde sogar im Fitnessstudio Opfer. Die skurrile Geschichte sorgte im Herbst für Schlagzeilen: Der 59-Jährige will einer Person vertraut haben, von der er nur den Vornamen kannte – und verlor mit seiner Anlage satte 1,4 Millionen Euro. Vom Täter, „Millionen-Mike“, fehlt bislang jede Spur.
NADJA HOFFMANN

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