Was für ein Schachzug! Clemens Baumgärtner, der im kommenden Jahr Münchner Oberbürgermeister werden will, hat vergangene Woche das Logo präsentiert, mit dem er seinen Wahlkampf bestreiten will. Es handelt sich um ein großes B mit einer Brille. B wie Baumgärtner und Brille wie der Baumgärtner. Aus dem Wirtschaftsreferenten der Landeshauptstadt München wird die Marke: „Der mit der Brille“. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihn jeder kennt.
Gab es das überhaupt schon mal: ein Logo, das persönlich für einen Politiker oder eine Politikerin steht? – Man kennt natürlich die Sonnenblume von den Grünen. Aber die einen denken bei ihrem Anblick eben an den ehemaligen Außenminister Joschka Fischer, die anderen an die zweite Vorsitzende des Ortsverbands Unterpframmern und ihr vorbildliches Engagement bei der jährlichen Krötenwanderung. Die Sonnenblume symbolisiert beide. In Erinnerung geblieben sind auch Sätze aus Wahlkämpfen: „Yes, we can!“ von Barack Obama oder „Nur mit mir sehen Sie weiterhin Thomas Unger auf dem Nockherberg!“ von Markus Söder, wobei ich darauf hinweisen will, dass bei diesem zweiten Zitat die Quellenlage eher diffus ist.
Das Logo der Marke „Der mit der Brille“ könnte allerdings Schule machen. Die Idee, eine Politikerin oder einen Politiker lediglich durch ein Symbol darzustellen, ist einfach zu verlockend. Was mit der Brille von Clemens Baumgärtner gelingt, könnte doch auch mit der Frisur von Anton Hofreiter klappen. Oder mit dem Privatflugzeug von Friedrich Merz. In dieser Hinsicht ist es ein Frevel, dass Karl Lauterbach seine Fliege abgelegt hat wie seinerzeit Jürgen Trittin seinen Schnauzer. Aber hoppla, hier merkt man schon die Grenzen des Systems: Wenn man einen Menschen als Logo darstellen will, muss man ganz schön viel von ihm weglassen. Was bleibt, ist ziemlich oberflächlich und zuweilen auch gemein. Hubert Aiwanger zum Beispiel hat mehr zu bieten als das Wort „Opflsoft“. Sagt sein Bruder.
„Der mit der Brille“ und seine cleveren Marketing-Strategen sind da schon einen Schritt weiter. Es geht nicht nur um ein Logo mit dem Anfangsbuchstaben des Politiker-Nachnamens. Sein kompletter Wahlkampf steht anscheinend im Zeichen des Buchstabens B: „Begegnen, Begreifen, Bewegen.“ lautet das Motto, unter dem er mit den Münchnern ins Gespräch kommen will. Vermutlich gibt es dabei bayerisches Bier, Brathähnchen und Brezen, eine brillante Band, Bergblick und bellende Bernhardiner beim Bersonenschutz. Was aber passiert, wenn man mit „Dem mit der Brille“ über ein Thema ohne B reden will? – Man kann ja schlecht Bumweltschutz sagen.