Freut sich: Stephan Kuffler, Chef vom Seehaus. © mm
Eine Stunde früher im Melkstand? Kühe mögen die Zeitumstellung gar nicht. © Oliver Berg/dpa
Stella Lorenz ist 14 und hilft auch als Schülerlotsin am Zebrastreifen aus. Sie mag die Zeitumstellung nicht besonders. © Yannick Thedens
Zankapfel Zeitumstellung: 31 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer haben damit handfeste Probleme. Das reicht von Einschlaf- und Schlafproblemen über Gereiztheit und Konzentrationsschwäche bis zu Depressionen. Hilft nichts: Noch immer wird am Sonntagnacht um 2 Uhr die Uhrzeit auf 3 Uhr weitergedreht. Seit 1980 ist das so, der Grund damals: Energie sparen. Mit der Zeit hat sich herausgestellt, dass man damit nicht viel spart – außer an Wohlbefinden.
Oft haben Kinder und Jugendliche mit der Zeitumstellung Probleme und kommen morgens noch müder zur Schule. „Ich helfe mir in der ersten Tagen, indem ich Lebensmittel esse, die munter machen, einen Apfel zum Beispiel“, sagt Schülerlotsin Stella Lorenz. Die 14-Jährige besucht die 8. Klasse der deutsch-italienischen Leonardo-da-Vinci-Schule und ist froh, dass der Unterricht bei ihnen nicht ganz so früh anfängt. „Ich fände es schon besser, wenn wir die Uhr nicht umstellen würden.“
Die Radio-Moderatorin Larissa Lannert vom Sender Charivari ist zwiegespalten: „Mein Handy weckt mich jeden Morgen um 4 Uhr. Wenn das plötzlich ein gefühltes 3-Uhr-Klingeln ist, ist das vor allem in den ersten Tagen deutlich zu spüren. Auch die Angst zu verschlafen ist noch mal größer. Da müssen vorsichtshalber mehrere Wecker gestellt werden.“ Wenn sich dieser Mini-Jetlag dann aber gelegt habe, sei die Sommerzeit definitiv die schönere Zeit. „Vor allem, weil es abends länger hell ist und morgens früher hell wird.“
Das weiß natürlich auch Stefan Kuffler zu schätzen, unter anderem Chef vom Seehaus mit seinem sonnigen Biergarten im Englischen Garten. „April und Mai sind für uns wichtige Biergartenmonate. Da macht sich abends eine Stunde länger hell positiv bemerkbar.“
Die große Mehrheit steht der verlorenen Stunde kritisch gegenüber – und nicht nur Zweibeiner. „Auch Kühe mögen die Zeitumstellung gar nicht“, weiß Kreisbäuerin Sonja Dirl. „Vor allem die Kühe im Melkstand muss man langsam daran gewöhnen.“ Viele Landwirte stehen zwei Wochen lang jeden Tag fünf Minuten früher auf. Vor allem Bauern, bei denen der Milchlaster schon um sechs Uhr vor der Tür steht, müssen sich umstellen. Elementar ist diese Fünf-Minuten-Methode auch für Eltern von kleinen Kindern, damit sich der Nachwuchs möglichst behutsam an die verlorene Stunde gewöhnt.
Einen Mehraufwand mit der Sommerzeit hat auch das Baureferat. Zwar erfolgt die Umstellung der 183 Uhren an Kirchen und Schulen meist per Signal, so ein Sprecher. Doch am Sonntag und auch in der Folgewoche seien die Mitarbeiter des Baureferats unterwegs, um die Uhren zu überprüfen und gegebenenfalls nachzustellen. Die Beleuchtung von Kirchen und Sehenswürdigkeiten ist mit der Straßenbeleuchtung gekoppelt und muss nicht extra umgestellt werden.
GABRIELE WINTER