Zwei Türme in Neuhausen – dadurch würde sich Münchens Skyline verändern. © Visualisierung: Herzog/de Meuron
Die Hochhausgegner versammelten sich vor der Stimmenübergabe im Foyer des Kreisverwaltungsreferats. © Markus Götzfried
Sie sind heiß umstritten, die zwei 150-Meter-Türme, die auf dem Areal der Paketposthalle nahe der Friedenheimer Brücke in Neuhausen in den Himmel wachsen sollen. Viele Münchner wollen sie nicht, unterstützen deshalb die Initiative Hochhaus-Stop. Die hat dem Bauprojekt jetzt offiziell eine Breitseite verpasst: Die Initiatoren haben mehr als 48 500 Unterschriften gegen die Türme im Kreisverwaltungsreferat (KVR) abgegeben – also wohl genug für ein Bürgerbegehren.
„Das ist die Antwort der Münchner auf die irren Hochhauspläne!“ Mit diesen Worten fuhren gestern der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper und der frühere SPD-Stadtrat Wolfgang Czisch sechs gelbe Kisten mit Unterschriftenlisten ins Foyer des KVR. Dort waren zahlreiche Hochhausgegner versammelt, die ihre Ablehnung bekräftigten.
„Die Öko-Bilanz von Hochhäusern ist verheerend“, befand Gegnerin Margit Meier, „außerdem braucht München bezahlbare Wohnungen und keine Luxus-Immobilien im 100. Stock.“ Margot Günther, Senioren-Politikerin der CSU, befand: „Das Viertel an der Auffahrt zur A9 wäre viel besser geeignet als Klein-Manhattan.“ Und Gegner Rainer Volkmann meinte: „Man soll die Bevölkerung entscheiden lassen, ob sie wirklich solche Wolkenkratzer will!“
Die Münchner hatten 2004 schon einmal per Bürgerentscheid beschlossen, keine Häuser über 100 Meter Höhe innerhalb des Mittleren Rings zu erlauben. Diesen Beschluss wolle „jetzt der Stadtrat vom Tisch wischen“, kritisieren die Hochhausgegner – und wünschen sich einen neuen Bürgerentscheid. Das dafür nötige Bürgerbegehren braucht drei Prozent der Stimmen aller Wahlberechtigten bei Kommunalwahlen, „und das sind in München um die 33000“, sagt Beate Winterer, Pressesprecherin des KVR. „Wir zählen die Stimmen jetzt aus und können hoffentlich in zehn Tagen, also um den 11. April, sagen, ob genug gültige Stimmen abgegeben wurden.“
Ist das der Fall, folgt binnen drei Monaten ein Bürgerentscheid. Dessen Frage lautet: „Sind Sie dafür, dass die Stadt München alle (…) Maßnahmen ergreift, damit (…) im Umfeld der Paketposthalle KEIN Hochhaus gebaut wird, das über 60 Meter hoch ist (…)?“ Stimmen zehn Prozent der Wahlberechtigten mit Ja, sind die Türme an der Paketposthalle vom Tisch. Am 30. April beschäftigt sich auch der Stadtrat mit dem Thema. Die Mehrheit des Plenums steht hinter dem Bau der Türme und dem Konzept für das Areal.
ISABEL WINKLBAUER