Das Dach des Bayerwaldhauses im Westpark muss dringend saniert werden. © Klaus Haag
Was passiert mit dem historischen Bayerwaldhaus? Dass das dringend sanierungsbedürftige Bauernhaus aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, das seit der Internationalen Gartenbauausstellung 1983 im Westpark steht, erhalten werden soll, darüber ist sich der Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark einig. Das weitere Vorgehen sorgt allerdings für Krach zwischen den Fraktionen.
Fest steht: Der bisherige Eigentümer will das rustikale Gebäude, das auch für Veranstaltungen genutzt wird, nicht weiter betreiben und möchte es als Schenkung abgeben. Einen Interessenten gibt es auch, den „Münchner Kreis für Volksmusik, Lied und Tanz“. Die Crux: Dem Verein fehlt das Geld für die nötige Erneuerung des Dachs, rund 50 000 Euro. Otto Seidl, stellvertretender Vorsitzender im BA, hat nun im Auftrag des Vereins einen Zuschuss von 15 000 Euro beantragt. Das Schindeldach sei „total kaputt“, warnt der CSU-Politiker. Wenn nicht schnellstmöglich saniert werde, stehe das aus Niederbayern stammende Haus nach dem nächsten Unwetter unter Wasser und man könne es abreißen.
Eine Mehrheit im Viertelgremium lehnt es aber zumindest vorerst ab, dem Förderantrag zuzustimmen. Die Grünen fühlen sich „vollkommen überrumpelt“. „Die Summe übersteigt alles andere, was wir sonst fördern“, ärgert sich Fraktionssprecherin Maria Hemmerlein. Es fehle auch jegliches Nutzungskonzept, „wer da in Zukunft überhaupt rein darf“. Und was passiere, falls weitere Reparaturen anstehen – komme dann jedes Mal ein neuer Förderantrag auf den BA zu? Auch die Fraktionen der Linken und Freie Wähler/ÖDP sehen Klärungsbedarf.
Ein Unding, findet Seidl, der seinen Kollegen mangelndes Vertrauen vorwirft. Sowohl mit der Stadtverwaltung – die selbst kein Interesse an dem Bauernhaus habe – als auch mit dem bisherigen und geplanten Besitzer sei längst alles abgesprochen. Ein Nutzungskonzept gebe es sehr wohl, und auch die umliegenden Bezirksausschüsse Sendling, Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, Hadern und Laim hätten finanzielle Unterstützung signalisiert, um die Sanierung zu stemmen.
Speziell bei den Grünen wittert der CSU-Mann politische Animositäten. „Denen geht es nicht um die Sache“, glaubt er. „Die wollen einem ‚Schwarzen‘ schlicht keinen Erfolg gönnen und blockieren deshalb.“ Ihm sei daran gelegen, das Bayerwaldhaus mit „mehr Leben“ zu füllen, so Seidl. „Wenn jemand seinen Geburtstag dort feiern will, kann er das tun“ – freilich gegen Bezahlung, die dann wiederum in die Instandhaltung fließe. Sogar der Bezirk Oberbayern habe schon Interesse für Veranstaltungen bekundet.
Gegenwind bekommt Seidl aber auch von einem langjährigen Parteikollegen, dem heute fraktionslosen Westparkexperten Dieter Meyer. „Das Bayerwaldhaus sollte ohne Wenn und Aber auf die Landeshauptstadt München übertragen werden“, fordert der. Bei der Schenkung eines historisch so bedeutenden Objekts seien nicht einzelne städtische Referate, sondern direkt der Oberbürgermeister einzubinden. „Und da bin ich mir sicher, dass es zu einer anderen Entscheidung kommt.“
In der nächsten Sitzung des Viertelgremiums in Sendling-Westpark am 29. April ist das Thema erneut auf der Tagesordnung. Für Seidl viel zu spät: Schon eine Woche davor stehe der erste Termin mit der Baufirma an. Er will nun einen Spendenaufruf starten, um das Geld für die Sanierung einzusammeln, und hofft auf eine nachträgliche Bezuschussung durch den BA. Das „Kleinod im Westpark“ verdiene die Finanzierung.
DAVID NUMBERGER