Neue Kameras in Müll-Autos prüfen, ob zu viel Plastik in der Biotonne ist. Künstliche Intelligenz hilft im nächsten Schritt bei der Auswertung. © Andreas Gebert/dpa
Dass man Müll im Haushalt sortieren soll, ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Frei nach Uli Hoeneß: Wer trennt, is your friend! In München scheint das noch nicht bei allen angekommen zu sein – insbesondere Biomüll bereitet Sorge. Laut städtischem Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) sammeln die Münchner davon pro Kopf lediglich 30 Kilo im Jahr. Zahlen des Naturschutzbundes Nabu zeigen: Der bundesdeutsche Schnitt liegt bei 67 Kilo. Der AWM erteilt Müll-Muffeln nun eine Abfuhr – mit Scannern.
Seit Beginn des Monats sind in der Stadt fünf Müllfahrzeuge im Einsatz, die mit Kameras ausgestattet sind. Start des Tests ist in Giesing (siehe Text rechts). Beim Einkippen des Biomülls aus der Tonne in das Fahrzeug scannt Künstliche Intelligenz (KI) den Abfall. Wenn sich darin zu viele Fremdstoffe (Plastik & Co.) befinden, leuchtet ein Signal auf. Die Tonne wird dann nicht geleert, sondern erst bei der Restmüll-Entsorgung mitgenommen. Und die ist im Gegensatz zur Biomüll-Tour kostenpflichtig.
Das Ganze dient nicht der Schikane. Der Versuch (bis September) mit drei KI-Systemen ist Teil einer Kampagne, um die Münchner zu sensibilisieren. „Die richtige Trennung von Bioabfällen ist ein entscheidender Hebel auf unserem Weg zu einer Zero-Waste-Stadt“, sagt Kommunalreferentin Jacqueline Charlier. Die Motive werden in der ganzen Stadt zu sehen sein. „Wir wollen die Münchner dazu motivieren, Bioabfall konsequent vom Restmüll zu trennen. Denn nur so können wir die wertvollen Ressourcen weiterverwerten“, sagt die Kommunalreferentin.
Die Stadt plant gerade eine neue Anlage, in der Biomüll zu Biogas vergoren wird. Daraus kann man dann Strom und Wärme herstellen. Damit sich das lohnt, ist allerdings mehr Biomüll nötig (s. Kasten). Ab Mai gilt außerdem eine neue Abfall-Verordnung, wonach nur noch maximal drei Prozent Fremdstoffe im Bioabfall zulässig sind. Spätestens dann müssen auch Müll-Muffel trennen.
SASCHA KAROWSKI