Im Landgericht wird noch bis Weihnachten prozessiert. Eine schwarze Axt dient als Namensgeber der Bande. © SIGI JANTZ
Mafia-Prozess in München: Am Landgericht hat gestern der deutschlandweit erste große Prozess gegen das nigerianische Syndikat begonnen. Die Staatsanwaltschaft hat zwölf mutmaßliche Mitglieder angeklagt – darunter den Mann, den die Behörden für den Deutschland-Chef der Vereinigung halten. Sie wirft den Männern im Alter zwischen 33 und 54 Jahren die Bildung krimineller Organisationen vor. Nahezu alle Angeklagten schwiegen zu Prozessbeginn zu den Vorwürfen, einer gab über seine Anwälte an, sie zu bestreiten.
Vor allem mit der Betrugsmasche des Love Scammings, bei denen Opfern eine Liebesbeziehung vorgegaukelt und um Geld gebeten wird, soll die Bande viel Geld verdienen. Im Münchner Prozess geht es um dutzende Fälle. Rund 235 000 Euro soll allein eine Frau, die mit einer angeblichen Liebesbeziehung getäuscht wurde, gezahlt haben.
Im April 2024 hatte das bayerische Landeskriminalamt (LKA) den deutschlandweit ersten Schlag gegen die Bruderschaft gemeldet, deren Name „Black Axe“ sich von einer schwarzen Axt ableitet. Sie sollen auch Geldwäsche betreiben. Außerdem: sexuelle Ausbeutung von Frauen, die nach Europa geschleust und dort zur Prostitution gezwungen werden. Das Landgericht verhandelt den Fall bis kurz vor Weihnachten.
Dass die nigerianische Mafia (30 000 Mitglieder weltweit) auch von Deutschland aus verstärkt tätig ist, war bis zur großen Razzia im vergangenen Jahr weitgehend unbekannt. Die Ermittler machten Bayern als Schwerpunkt aus. Neben Wohnungen wurden nach LKA-Angaben damals auch Asylunterkünfte durchsucht. Nach dem Jahresbericht des bayerischen Verfassungsschutzes für 2023 handelt es sich bei der Bruderschaft um eine von vier mafiaähnlichen nigerianischen Organisationen, deren Mitglieder hauptsächlich in Bayern aktiv sind. Sie entstanden in den 1960er- und 1970er-Jahren aus universitären Bruderschaften.
Einige der Gruppen hätten sich später aber zu mafiaähnlichen Vereinigungen entwickelt, die weltweit und in Europa vor allem in Italien besonders in den Bereichen Drogenkriminalität, Internetbetrug, Geldwäsche, Menschenhandel und Schleusungen aktiv seien, teilte das LKA damals mit. In Nigeria komme es wegen Konkurrenz untereinander zu gewalttätigen Konflikten zwischen den Gruppen.
DPA/THI