Wirt Chris Lehner in seinem Park-Café.
Eine Institution: Das Park-Café leidet unter der Kriminalität im nahen Alten Botanischen Garten. © Götzfried (2)
Der Alte Botanische Garten war Schauplatz vieler Verbrechen. Das beliebte Park-Café (vorne) liegt mittendrin. © Achim Schmidt
Ein Park mitten in der Altstadt, nebenan Top-Hotels und Gastronomie. Eigentlich müsste der Alte Botanische Garten ein Anziehungspunkt mitten in der Münchner Innenstadt sein. Doch in den vergangenen Jahren glich er eher einem Schandfleck – mit Messerstechereien, Drogenhandel, Raubüberfällen, auch Vergewaltigung. Gerade abends stieg die Kriminalität oft massiv an. Wer konnte, vermied es, auch nur in die Nähe des Parks zu gehen.
„Es war eigentlich kaum noch auszuhalten“, sagt Gastronom Chris Lehner (53), der das Park-Café in unmittelbarer Nähe des Alten Botanischen Gartens betreibt. „Vielen Gästen musste ich sagen, dass sie nach ihrem Besuch bei uns lieber vorne rausgehen – nach hinten in den Park war es zu gefährlich.“ Bis zu drei Mal am Tag habe er den Notruf wählen müssen. Denn direkt neben dem Café kam es neben den Drogengeschäften immer öfter auch zu blutigen Schlägereien. „Leider kam es auch vor, dass so abgerissene Typen zu mir ins Café gewankt sind oder die Toiletten benutzen wollten.“
So wie im Fall von Najib H: Ihm wurde gestern der Prozess am Amtsgericht gemacht, weil er Mitte August drei Mal versucht hatte, zugedröhnt ins Park-Café vorzudringen. Obwohl Lehner ihm Hausverbot erteilt hatte. „Das war enormer Stress. Er bedrohte mich auch.“ Lehner zeigte den Mann an, die Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen Hausfriedensbruchs. „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen“, sagte Najib H. vor Gericht. Er habe vorigen Sommer oft Drogen im Alten Botanischen Garten konsumiert und könne sich kaum erinnern.
Der Fall steht exemplarisch dafür, was Lehner erlebt hat. „Hinter uns liegt wegen des Alten Botanischen Gartens eigentlich eine zehnjährige Leidenszeit“, sagt er. „Seit 2024 ist die Lage vor Ort dann dramatisch eskaliert.“ Teilweise mehrfach täglich sei es vor allem ab dem Frühjahr, nach dem Cannabis legalisiert wurde, im Park zu kriminellen Vorfällen gekommen. „Der Sommer war fast unerträglich. Ich habe gesundheitliche Probleme bekommen und sogar überlegt, hinzuwerfen. Doch meine Familie gab mir Kraft, in den Ferien haben wir teilweise bis in die frühen Morgenstunden über die Lage diskutiert. Danach war für mich klar: Wir machen weiter – und lassen uns nicht unterkriegen.“
In Briefen informierte Lehner den OB, Polizeipräsidenten sowie den Ministerpräsidenten und Innenminister über die schlimme Lage. „Zum Glück wurde dann auch durchgegriffen, wofür ich sehr dankbar bin.“ Vor Ort hatte die Polizei mehrere Schwerpunktaktionen im Alten Botanischen Garten durchgeführt und eine Kamera-Überwachung eingeführt.
Um das Park-Café herum gibt es seit Januar auch eine Sicherheitszone: Waffen und Drogen sind strikt verboten. „Dadurch hat sich die Lage deutlich stabilisiert“, sagt Lehner. Im vorigen Jahr habe er durch die schlimmen Zustände dennoch „rund 30 Prozent Umsatz verloren“, wie er sagt. „Die Hecke unseres Biergartens grenzte an den Park, in den letzten drei Reihen davor wollte natürlich niemand mehr sitzen.“ Das wird heuer hoffentlich wieder anders. Denn die Stadt plant, den Alten Botanischen Garten aufzuwerten: Vor Ort soll ein kleiner Fußball- und Basketballplatz entstehen, zudem auch ein Skater-Park.
A. THIEME