Sie stoppten die falschen Handwerker

von Redaktion

Mutig: Michaela Riedel und ihr Sohn Alex. © privat

Erst war es nur ein ungutes Gefühl, schnell zeigte sich für Michaela Riedel und ihren Sohn Alex: Hier stimmt etwas nicht! Völlig unvermittelt fanden sich die beiden Forstenrieder am vergangenen Donnerstag mitten in einem Verbrechens-Szenario wieder. Mutter und Sohn stoppten die Machenschaften von falschen Handwerkern, als diese gerade ihre Nachbarn abzocken wollten. „Das alles war Adrenalin pur“, sagt die 43-Jährige im Rückblick. Trotzdem hat sie sehr gut die Nerven bewahrt und besonnen gehandelt. Dank ihrer Courage und der ihres Sohnes sitzt nun eine 34-jährige Trickbetrügerin in Untersuchungshaft.

Dass deren Komplize fliehen konnte, wurmt vor allem den 15-Jährigen. Er hatte den falschen Handwerker nämlich eigentlich schon am Krawattl. Oder besser gesagt: an dessen Pulli-Kapuze. Doch der Gauner konnte sich losreißen. Alex‘ Mutter ist vor allem froh darüber, dass ihrem Sohn bei der Aktion nichts passiert ist und sie ihre Nachbarn schützen konnte. „Das sind ganz liebe Leute“, sagt die sympathische 43-Jährige.

Sie war am Donnerstag gerade im Homeoffice, als es gegen 9.10 Uhr klingelte. Vor der Tür stand ein vermeintlicher Heizungsableser mit einem Zettel in der Hand. Michaela Riedel kamen seine Erklärungen komisch vor. „Ich habe Nein gesagt und wollte die Tür schließen.“ Da sah die Forstenriederin gerade noch im Augenwinkel, dass der Mann nach oben ging und eine Frau ihm zielstrebig folgte. Sofort kam das ungute Gefühl hoch. Also ging sie mit ihrem Sohn ebenfalls zur Wohnung der über 80-jährigen Nachbarn. Und tatsächlich: Als das Ehepaar die Tür aufmachte, waren die Trickbetrüger im Hintergrund schon voll am Werk. Der Mann erkannte, dass er aufgeflogen war, und machte sich auf die Flucht. Bei der Frau schafften es Michaela und Alex Riedel, sie so lange im Treppenhaus festzuhalten, bis die Polizei eintraf. „Du bleibst schön da“, sagte die mutige Münchnerin zur Kriminellen. Bei ihr stellten die Beamten mehrere hundert Euro Bargeld und den Familienschmuck der Nachbarn sicher. Die Frau kam in die Haftanstalt.

Das Phänomen falsche Handwerker/Polizisten/Amtsträger gibt es schon länger in der Stadt. Mit besorgniserregenden Entwicklungen. 2023 machten die Täter 1,36 Millionen Euro Beute. 2024 waren es dann schon 8,29 Millionen – eine Steigerung von 511 Prozent!
NADJA HOFFMANN

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