Lange galt der Mordfall in Milbertshofen als Rätsel: An der Schmalkaldener Straße hatte ein 21-Jähriger im Juni 2024 einen 24-Jährigen erschossen – doch welche Rolle spielte sein Münchner Komplize Joel A. (26)? Seit gestern ist der Fall in weiten Teilen gelöst: Das Landgericht verurteilte A. zu acht Jahren und drei Monaten Haft – und sieht in ihm den Organisator eines Drogendeals, der gehörig schiefgelaufen war.
Laut Richter Christian Daimer hatte Joel A. den Kontakt zu Ihab L. (21) hergestellt, der später die tödlichen Schüsse auf Dealer Deniz D. abgab. Beide wollte gemeinsam drei Kilo Marihuana von D. kaufen. Ihab L. kam dafür aus Frankfurt nach Germering, Joel A. fuhr ihn im schwarzen Audi nach Milbertshofen. Dort kam es dem Richter zufolge zum Streit: „Der Karton mit dem Marihuana ging hin und her.“ Erst in den Kofferraum, Deniz D. zog den Karton zurück, Ihab L. nahm ihn wieder an sich und packte ihn auf seinen Beifahrersitz – dann wollte er wohl abhauen. Doch Deniz D. „checkte das“, wie der Richter erklärte, „und wollte die Flucht verhindern“. Mit einem Messer stach Deniz D. ins Bein von Ihab L., der zog eine Pistole und schoss vom Auto aus mehrfach auf den Dealer, der tödlich getroffen wurde.
Ob Joel A. selbst mit am Tatort war, konnte nicht geklärt werden – er hatte Ihab L. aber vorab die Pistole gegeben. Beide wollten Deniz D. wohl ausrauben. „Da muss man in Kauf nehmen, dass die Waffe auch eingesetzt wird“, sagte der Richter. Er verurteilte Joel A. wegen fahrlässiger Tötung und bewaffnetem Drogenhandel. Ihab L. wird demnächst der Prozess gemacht – wegen Mordes.
ANDREAS THIEME