Zugemüllte Pflanztröge, Wildbiesler, dreckige Straßen. Das sind die unschönen Folgen des wilden Alkoholkonsums.
Der Viktualienmarkt brummt bei schönem Wetter. Sprecher Marco Stohr fordert ein klares Konzept, damit der Markt nicht unter die Räder kommt. © Jens Hartmann (2)
Zerbrochene Flaschen, Plastikbecher, Fast-Food-Tüten – der Viktualienmarkt gleicht an einem Frühlingstag einem Schlachtfeld. Händler klagen über Partytouristen, auch den Anwohnern stinkt‘s gewaltig.
Vier Anträge hat Margarethe Stadlbauer von der Bürgerinitiative Altstadt/Tal im Bezirksausschuss (BA) Altstadt-Lehel vorgetragen. Ziel: Das Müllaufkommen durch „Partybesucher“ auf dem Viktualienmarkt zu verringern. Dabei soll auch das Allparteiliche Konfliktmanagement in München (AKIM), angesiedelt beim Sozialreferat, Besucher ermutigen, ihren Müll in den Mülleimern zu entsorgen. Auch Glascontainer fehlten, Mülleimer würden zu wenig geleert.
Die Reinigungskosten für Anwohner sind laut Stadlbauer um 30 Prozent gestiegen. Dass inzwischen „beinahe die Hälfte aller Stände“ Alkohol verkaufe, trage zu dem Problem bei und sei kommerziell für die anderen Betreiber ein Nachteil. Ob alle Stände ordnungsgemäß mit Schanklizenz ausschenken? Laut Stadlbauer unklar.
Eine Sprecherin des Kommunalreferats teilt dazu mit: „Auf dem Viktualienmarkt befinden sich elf konzessionierte Gastronomiestände, welche Alkohol ausschenken dürfen. Diese werden auch durch das Kreisverwaltungsreferat, Bezirksinspektion, überprüft und kontrolliert.“
Marco Stohr, Sprecher der Interessengemeinschaft Viktualienmarkt (IGV), ist alarmiert: „Wir haben hier Ballermann-Verhältnisse und können nichts dagegen tun.“ Um die Auswüchse in den Griff zu kriegen, sieht er nur eine Lösung: eine liberalere Vergabe von Schanklizenzen. Denn: „Wir haben momentan das Problem, dass die Leute den Alkohol auf den Markt bringen. Wir können diesem Wildwuchs entgegenwirken, indem wir im Rahmen der Vorgaben Alkohol ausschenken.“ Der Viktualienmarkt entwickle sich „vom Versorgermarkt zum Genießermarkt“. Um zukunftsfähig zu bleiben, müsse es eine Symbiose zwischen beiden geben. Der Ist-Zustand sei nicht tragbar: „Es gibt kein Konzept, die Stadt lässt das so laufen – das ist sehr frustrierend“, so Stohr.
Wolfgang Paulisch („Feinkost Lupper“) sieht das Ganze ähnlich. „Wir müssen einen Kompromiss finden. Ich finde, der Markt muss sich öffnen, weil die jungen Leute die zukünftigen Kunden sind“, sagt er.
Daniel Stephani („Geflügelparadies“) ist indes anderer Meinung: „Ich bin gegen den zusätzlichen Alkoholausschank. Er sollte von der Stadt verboten werden.“ Mit einem Lebensmittelmarkt habe das nichts mehr zu tun. Gudrun Noll („Räucherkistl“) klagt über sinkende Umsätze, weil wegen der feiernden Menschenmassen kein Durchkommen mehr sei.
Die Stadt versucht, der Probleme Herr zu werden. Laut einer Sprecherin des Kommunalreferats wurden Reinigungszeiten und -stärken am Viktualienmarkt aufgestockt. Auf dem Markt seien acht neue Mülleimer aufgestellt worden, sodass es „ausreichende 25“ gebe. Für umliegende Straßen sei das Baureferat zuständig.
Zudem setzt man auf Sensibilisierung. Gemeinsam mit dem Social-Media-Star Alessandro Capasso hat die Stadt den Clip „Der Münchner am Viktualienmarkt“ produziert (Instagram: @sandrocap). „In dem Spot thematisiert Cap augenzwinkernd No-Gos am Markt wie Vermüllung und Alkohol-Tourismus.“
ANNIKA BLOCK, ANTONIA BENZ