Kampf um den Odeonsplatz

von Redaktion

Trachtler und Bar-Chef kritisieren die Umbau-Pläne

Charles Schumann (re.) vor seiner Bar am Odeonsplatz.

Der Trachten- und Schützenumzug des Oktoberfests führt über die Schleife am Odeonsplatz. © Schlaf, Jantz

Das kam heraus, als Bürgermeister Dominik Krause die KI um Odeonsplatz-Ideen bat.

Der Odeonsplatz – eine Piazza mit Bäumen und Beeten, weniger Auto-Fahrspuren und mehr Platz für Radler. Solche Vorschläge kursieren seit Längerem im Rathaus (wir berichteten). Gestern gab der Stadtrat grünes Licht für den nächsten Schritt in diese Richtung: Ein Ideenwettbewerb soll Möglichkeiten aufzeigen, wie man den prominenten Platz in Zukunft gestalten könnte. Das kommt nicht bei allen gut an. Karl-Heinz Knoll, der als Vorsitzender des Festrings auch den Trachten- und Schützenumzug zur Wiesn veranstaltet, wettert: „Wenn die Fahrspuren so verringert werden wie angedacht, kann der Umzug dort nicht mehr stattfinden!“

„Es ist eine urbayerische Tradition, dass es bei Festzügen einen Gegenzug gibt, also dass sich die Teilnehmer gegenseitig begegnen“, erklärt Knoll. Dafür sei eine Schlaufe und damit viel Platz nötig. Nur ein Grund, der die Veranstaltung auf einem neu gestalteten Odeonsplatz unmöglich machen würde. Auch die Fuhrwerke bräuchten viel Raum zum Wenden. „Hinzu kommt, dass bislang auch die Ehrentribüne und drei weitere Tribünen dort stehen – die sind mit die größten des ganzen Umzugs. Wo sollen die dann hin?“

Der Festring ist ein Verein und organisiert den Trachten- und Schützenzug mit rund 9500 Teilnehmern jedes Jahr ehrenamtlich. „Das ist viel Arbeit – und wir machen das der Stadt zuliebe“, so Knoll. „Der Umzug wird weltweit übertragen, trägt zur Reputation der Stadt bei. Die Stadt München muss wissen, wie sie zu diesem Umzug steht …“

Einer, der seit vielen Jahrzehnten fest zum Platz gehört, ist der bekannte Barkeeper Charles Schumann (83). Auch er sieht die Pläne kritisch. „Wenn du überall nur noch Schrebergärten hast, geht die Urbanität verloren.“ Außerdem sei genug Grün drumherum, etwa im Hofgarten. Er ist der Meinung: Am Odeonsplatz gäbe es genug andere Missstände, um die man sich kümmern sollte. „Die Straße hat sich verändert.“ Um darauf aufmerksam zu machen, hat er einen Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) aufgesetzt.

Ein Thema in dem Schreiben: die vielen Dauerbaustellen um den Odeonsplatz, auf denen nie jemand arbeite. „Da stehst du abends eine halbe Stunde im Stau“, sagt Schumann. Hinzu kämen rücksichtslose Fahrrad- und E-Scooter-Fahrer. „Wenn du da nicht aufpasst, fahren die einen um.“ Der Club im ehemaligen Filmcasino habe ein anderes Publikum auf den Platz gebracht. „Die jungen Partyleute respektieren nichts mehr, grölen rum, es gibt Auseinandersetzungen. Und sie machen wahnsinnig viel Müll, schmeißen alles auf die Straße.“

Samstags öffne er seine Schumann’s Bar am Hofgarten auch deshalb gar nicht mehr. „Ich habe keine Lust, mit einem Türsteher arbeiten zu müssen“, sagt der Gastronom. Sonntagmorgens sehe er dann die Auswirkungen. „Wir räumen seit Jahren den Müll vom Vorabend immer selbst weg.“ Schumann ist genervt: „Wenn ich nicht so viele treue Mitarbeiter hätte, wäre ich hier schon längst weg.“
NINA BAUTZ

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