So schafft man’s zum Genossen

von Redaktion

In Pasing entstehen günstige Wohnungen

Die Visualisierung zeigt, wie der geplante Neubau einmal aussehen soll.

Vertreter verschiedener Genossenschaften bei einem Rundgang auf dem Dach des Genossenschafts-Neubaus im Münchner Westen. © Oliver Bodmer, Heimstättenbaugenossenschaft

Für die Genossen war das ein Tag zum Genießen. Am Freitag war Richtfest beim neuen Bauprojekt der Heimstättenbaugenossenschaft Pasing in der Benedikterstraße. Vorstand Tobias Mösmang freut sich darauf, dass im November Leute in die Wohnungen einziehen können, die in zwei neuen Häusern entstehen. Zum Projekt gehört auch eine Tiefgarage mit Platz für 42 Autos. Und: „Im Innenhof wird es einen Spielplatz geben. Wir haben versucht, den Baumbestand so gut wie möglich beizubehalten“.

Ein Tag der Freude – aber auch ein Tag, der beispielhaft für alles steht, was den Münchner Wohnungsmarkt so schwierig macht. Insgesamt 50 Apartments entstehen hier, aber die sind alle schon vergeben, bevor die Häuser überhaupt fertig sind. Das liegt unter anderem auch daran, dass es das Projekt einer Genossenschaft ist. Das Prinzip: Jeder Mieter ist gleichzeitig Miteigentümer. Am Anfang zahlt er eine Einlage – und ab dann eine günstige Miete. Gerade solche Wohnungen sind besonders begehrt. Mösmang berichtet über das Objekt: „Wir haben die Information nur innerhalb der Genossenschaft mitgeteilt und über 100 Anfragen bekommen.“ Für die Kaltmiete verlangt die Pasinger Genossenschaft 16,90 Euro pro Quadratmeter. „Damit liegen wir pro Quadratmeter 5,67 Euro unter dem Durchschnitt aus dem Jahre 2023 für Pasing“, sagt Mösmang. Der Vorstand würde die Miete gern noch niedriger ansetzen, das sei aber aufgrund der hohen Zinsen und Baukosten nicht möglich. „Wir gehen vom Preis so weit runter, wie wir können“, sagt er.

In München gibt es derzeit rund 33 000 Genossenschaftswohnungen, die zu 53 Genossenschaften gehören. Die Durchschnittsmiete liegt hier bei 8,28 Euro, sagt der Sprecher des Verbandes bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW), Tobias Straubinger. Neuere Apartments sind zuletzt vor allem in der Messestadt Riem, dem Domagk-Park, dem Prinz-Eugen-Park und in Freiham entstanden. Straubinger schildert, wie eine günstige Bleibe zu ergattern ist: „Wer eine Genossenschaftswohnung beziehen möchte, benötigt die Mitgliedschaft bei dieser Genossenschaft. Dafür zeichnet man Genossenschaftsanteile und zahlt das Geschäftsguthaben ein. Die Höhe der Anteile richtet sich meistens nach der Wohnungsgröße“. Mösmang erklärt es so: „Das ist ähnlich wie beim Fußball. Dort werden auch die Vereinsmitglieder beim Kartenkauf bevorzugt“.

Neubauten entstehen in der ehemaligen Bayernkaserne. Straubinger beklagt allerdings: „Erschwert werden Neubauprojekte durch die knappen Wohnraumfördermittel“. Daher müssten Projekte verschoben oder eingestellt werden. Das führe dazu, dass nur wenige neue Mitglieder in Genossenschaften eintreten können. Auch die HBG Pasing kommt an ihre Grenzen. „Wir haben schon seit Jahren einen Aufnahmestopp, weil wir den Bedarf nicht mehr decken können“, sagt Mösmang. Täglich trudeln Anfragen ein – die die Genossen ablehnen müssen. Das ist bei den meisten in hier so. Mösmang: „Es wäre sehr gut, wenn uns die Regionalpolitik mehr unterstützen würde, denn nur so kann es von unten herauf eine Wende geben.“
MARIE-THERES WANDINGER

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