Sportlerduell: Fechter Volker Fischer (re.) und Eiskunstlauf-Olympiasieger Manfred Schnelldorfer. © Foto: Sigi Jantz
Einmal im Monat treffen sich die Olympioniken Manfred Schnelldorfer (81), ehemaliger Olympiasieger im Eiskunstlauf, und Volker Fischer (74), Fecht-Olympiasieger von 1984. Wo? In Aumüllers Brotfabrik. Völlig inkognito, denn dort in Obersendling erkennt man sie nicht mehr. Wir haben uns zu den Goldjungs dazugesetzt.
Seit wann treffen Sie sich denn schon hier?
Schnelldorfer: Mindestens schon zwei Jahre. Kennengelernt haben wir uns über den Münchner Sportstammtisch. Den hat noch OB Erich Kiesl gegründet, und auch Theo Waigel war eine Zeit lang Mitglied. Aber den gibt es schon lange nicht mehr und jetzt sind wir zwei unser eigener Stammtisch. Wir wohnen ja beide hier in Sendling, das hat sich einfach so ergeben. Der Kuchen hier ist hervorragend.
Darf man als Sportler Kuchen essen?
Schnelldorfer: Ja sowieso. Wir haben ja eine Super-Verbrennung.
Sind Sie auch – wie Volker Fischer – noch als Sportler aktiv?
Schnelldorfer: Ich habe die Schlittschuhe längst abgegeben und sie dem Haus der Bayerischen Geschichte vermacht. Ich fahre auch privat nicht mehr, das ist mir zu gefährlich, denn ich werde ja bald 82.
Sie haben ja auch noch als Schauspieler und Sänger gearbeitet.
Schnelldorfer: Das ist jetzt alles vorbei. Platten haben damals viele Sportler aufgenommen, und die Filme haben mir wirklich Spaß gemacht. Das waren immer Pseudo-Storys rund um einen Schlagerstar. Jetzt singe ich aber nicht mal mehr in der Badewanne. Was ich nach dem Eiskunstlauf wirklich wollte, war, eine Familie gründen, denn bis dahin hatte ich nur den Sport.
Wie sind Sie zum Fechten gekommen, Herr Fischer?
Fischer: Als 13-jähriger Gymnasiast habe ich in Iserlohn eine musketiermäßige Vorführung des Fechtvereins gesehen und hab dann Fechten zu meinem Hobby gemacht. Erst als ich in München mit dem Studium angefangen habe, bekam ich einen Profi-Trainer und habe gemerkt, was möglich ist. Als ich dann bei Siemens in Würzburg gearbeitet habe, konnte ich in Tauberbischofsheim trainieren. Da war ich schon 23.
Schnelldorfer: Ich hab mit 21 meine Karriere schon an den Nagel gehängt. Ich war mit zwölf Deutscher Meister und hatte auch von der Szene genug. Damals gab es bei uns im Sport viele Intrigen, die Preisrichter und diese eitlen Eltern.
Also gibt es den Begriff Eislauf-Mutti zurecht?
Schnelldorfer: Die Eislauf-Väter waren nicht minder schlimm. Als ich später Trainer war, wollten die Eltern immer von mir wissen, ob das Kind Talent zum Eislaufstar hat. Wenn ich dann gesagt habe „nur bedingt“, sind sie zu einem anderen Trainer gegangen.
Reden Sie beim Stammtisch auch über Olympia?
Fischer: Wir reden über alles. Bei Olympia ist leider vieles zu kommerziell geworden, dabei wäre die Nachwuchsförderung doch das Allerwichtigste, gerade wenn man auf eine Bewerbung für Olympia 2040 in München zusteuert.
War Olympia früher besser?
Schnelldorfer: Sogar die Medaillen rosten heute. In Frankreich wurden letztes Jahr irgendwelche Teile vom Eiffelturm eingebaut, die zu rosten anfingen. Über 100 Sportler haben schon ihre Medaillen zurückgegeben. Das IOC verdient Milliarden, aber für die Sieger haben sie nicht mal eine kleine Goldmünze.