Todeskampf im Eisbach

von Redaktion

Surferin am Grund verhakt – Halbe Stunde Horror

Surferin Sophie Wilckens ist kürzlich mit ihrem Board ebenfalls am Grund des Bachs hängen geblieben. Die Leine am Surfboard (Leash, Foto re.) soll verhindern, dass das Brett wegschwimmt – es ist aber auch ein Sicherheitsrisiko beim Flusssurfen. © Oliver Bodmer (2)

Nächtliches Surfen ist am Eisbach beliebt – am Mittwoch spielte sich hier das Drama ab. © Peter Kneffel/dpa

Schreckliche Szenen an Münchens Vorzeige-Welle! Eine 33-jährige Surferin ist Mittwochnacht im Eisbach schwer verunglückt und dabei lebensgefährlich verletzt worden. Ihr Gesundheitszustand war auch zwei Tage nach dem Unglück weiterhin „sehr kritisch“, teilte die Polizei mit.

Es war bereits kurz vor Mitternacht, als der Unfall geschah. Die 33-Jährige war mit ihrem Lebensgefährten (35) zum nächtlichen Surfen zur Welle am Haus der Kunst gekommen. Als die Frau bei einem Ritt ins Wasser stürzte, kam es zum Drama. Ihr Board verhakte sich am Grund des Baches. Weil das Brett durch eine Sicherungsleine, die „Leash“, mit ihrem Fuß verbunden war, konnte sie sich nicht mehr selbst befreien. Die Strömung drückte sie immer wieder unter Wasser. Knapp eine halbe Stunde lang kämpfte die Frau verzweifelt in den zwölf Grad kalten Fluten um ihr Leben. Furchtbar: Die starke Strömung verhinderte, dass ihre Partner und weitere Ersthelfer sie aus dem Wasser retten konnten.

Erst alarmierte Spezialrettungskräfte der Feuerwehr, sogenannte Strömungsretter, konnten helfen. Sie bahnten sich von beiden Seiten des Baches den Weg zu der Verunglückten. Nur unter „erheblichen Kraftanstrengungen“ sei es den Rettern gelungen, sie von dem Brett zu lösen und an Land zu bringen, so die Feuerwehr. Sofort begannen sie, die Surferin zu reanimieren – was auch gelang. Sie wurde danach direkt in eine Klinik gebracht.

Zwei Tage nach dem schweren Unglück war der Schock bei den Surfern an der Welle immer noch spürbar: „Es ist wahnsinnig traurig, was passiert ist“, sagt Yves Viala (16). Störsteine, die am Grund des Eisbachs liegen, machten den Sport an der Stelle so gefährlich.

Sophie Wilckens (24) hat vor einigen Wochen eine ähnliche Situation wie die 33-Jährige erlebt – auch ihr Board verhakte sich: „Es war nur eine kurze Zeit – aber es fühlte sich ewig an. Ich hatte einfach nur Angst“, sagt sie. Zum Glück habe sich ihre Sicherheitsleine geöffnet. Jetzt, nach dem schweren Unfall am Mittwoch, surfe sie mit einer gewissen „Demut“, sagt sie.

Auch bei der Interessengemeinschaft Surfen in München ist die Bestürzung groß: „Der Unfall macht uns sehr betroffen“, sagt Vorstand Franz Fasel (36). Vor allem die „Leash“ sei eine große Gefahr. Sein Verein will nun verstärkt auf Surfer an der Welle zugehen und sie aufklären: „Wir müssen das Gefahrenbewusstsein stärken.“ Vor allem: Nie alleine surfen und immer den Kopf schützen! Die Leash müsse stets so präpariert werden, dass sie sich leichter öffnen lässt. Außerdem hat der Verein Rettungswurfleinen für die Wasserrettung bestellt, die er am Eisbach deponieren will.
JULIAN LIMMER

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