Franz Fasel (IGSM) befürwortet die zeitweise Sperrung.
Warnschilder und hohe Zäune verbieten aktuell den Zugang zur Eisbachwelle. © Hörhager, privat
Ostermontag gegen 14.30 Uhr. Michi (24) aus Germering zieht sich und sein Surfboard an der Dianabadschwelle im Englischen Garten aus dem Wasser. Nach seinem Ritt ist der Nächste dran. Eine Handvoll Menschen wechseln sich ab – ganz anders als ein paar hundert Meter bachaufwärts am Haus der Kunst. Da liegt die große, berühmte Welle: Und die ist nach dem Unfall vom Mittwoch (wir berichteten) mittlerweile gesperrt. Warnschilder und ein Zaun verbieten jetzt den Zugang.
Eine Surferin (33) war an dieser Stelle verunglückt. Sie war am späten Abend mit ihrem Partner (35) zur Welle gekommen und beim Surfen gestürzt. Ihr Board verhakte sich unter Wasser. Und weil es mit einer Sicherheitsleine, einer sogenannten „Leash“, an ihrem Fuß befestigt war, konnte sie sich nicht selbst befreien. Immer wieder drückte die Strömung sie nach unten. Eine knappe halbe Stunde kämpfte sie im 12 Grad kalten Wasser um ihr Leben – niemand konnte wegen der Strömung helfen. Das schafften erst Spezialretter der Feuerwehr. Sie zogen sie aus dem Wasser, belebten die Frau wieder.
Am Sonntag veröffentlichte die Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM) ein Video bei Instagram. Darin spricht Vorstand Franz Fasel, „um falschen Informationen und Gerüchten entgegenzutreten“. Denn teils sei im Netz die Rede vom Tod der Surferin, so Fasel zu unserer Zeitung. Das sei für das nahe Umfeld der Frau eine immense Belastung. Daher habe er in Absprache mit ihrer Familie und Freunden das Video veröffentlicht mit der Info, dass die 33-Jährige am Leben ist. Laut Angaben der Polizei vom Ostermontag ist ihr Zustand unverändert kritisch.
Wichtig und richtig findet Fasel, „dass jetzt an der Stelle nachgeschaut wird“, sagt er. Damit meint er: In den nächsten Tagen soll der Eisbach-Pegel abgesenkt werden. So können Experten dem Horror jetzt – im ganz wörtlichen Sinne – auf den Grund gehen. Fasel: „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein erhöhtes Unfallrisiko besteht.“ Daher gehe es bei der vorübergehenden Sperrung der Welle um „Gefahrenabwehr“ – damit keine weiteren Unfälle passieren. Laut der IGSM könnte am Grund des Eisbachs ein Hindernis liegen, etwa ein E-Scooter. Daran könnte sich die Leine der verunglückten Surferin verhakt haben.
Fasel betont, die Sperrung habe nichts mit der allgemeinen Sicherheit an der Welle zu tun. Gleichwohl müssten jetzt Risiko-Aufklärung und Erhöhung der Sicherheit im Fokus stehen. Er spricht von Rettungsmitteln wie Ringen, Wurfsäcken oder einem Messer, die für Notfälle bereitgestellt werden könnten. Die IGSM sei dazu auch mit der Stadt im Austausch, denn sie ist für die Welle zuständig.
Michi aus Germering surfte am Samstag zum ersten Mal am Eisbach, kurz nach dem Unfall also. Und er sagt: „Man spürt, dass die Surfer sich Gedanken machen.“ Er habe kein mulmiges Gefühl. „Surfen ist ein Sport, da kann immer was passieren. Aber ich denke darüber nach, meine Leash per Kabelbinder am Surfboard zu befestigen.“ Der Vorteil: Der Kabelbinder halte etwa 20 Kilo Belastung aus. Heißt: Falls sich das Brett verkeilt, wie bei der 33-Jährigen, löst sich die Leine bei starker Strömung vom Brett – und hält den Surfer nicht unter Wasser.
REGINA MITTERMEIER