Eingekesselt: Arnold Praxl steht umringt von E-Scootern vor seiner Hauseinfahrt am Laimer Platz. Auch an vielen anderen Stellen in der Stadt herrscht Chaos. © Marcus Schlaf
Arnold Praxl (82) nutzt selbst keine E-Scooter. Er fährt lieber mit seinem Campingbus – wenn er denn aus seiner Einfahrt kommt.
Seit Wochen ist das gar nicht mehr so leicht für den Rentner und seine Nachbarn. Die Einfahrt zum Innenhof des Mehrfamilienhauses an der Gotthardstraße in Laim ist nämlich ständig zugestellt– von E-Scootern. Gefährlich: Das ist auch gleichzeitig die Feuerwehreinfahrt. Im Ernstfall würden Helfer massiv behindert.
Anfang Februar ging der Ärger los. Da wies die Stadt eine sogenannte „geteilte Abstellfläche für Mikromobilität“ direkt neben der Einfahrt zu Arnold Praxls Haus aus. Ein Schild zeigt seitdem, dass man hier sein (E-)Rad oder seinen E-Roller abstellen soll. Auch städtische Leihräder stehen hier.
Eine Sprecherin des Mobilitätsreferats sagt auf Anfrage, auf der Parkfläche gebe es Platz für „bis zu 41 E-Tretroller oder für bis zu 17 Fahrräder oder für bis zu 15 E-Motorroller“. Doch der Platz scheint nicht zu reichen. Praxls Haus liegt ganz in der Nähe der U-Bahnstation Laimer Platz. Ein Ort, den viele mit Roller und Rad anfahren. Die Folge: „Seit fünf Wochen stehen bis zu 15 E-Roller vor der Einfahrt“, klagt Praxl. „Ich konnte neulich nicht rausfahren – da standen 15 Stück!“ Seine Frau Marion (68) ergänzt: „Wir sind nicht die einzigen. Fünf Nachbarn müssen täglich mit dem Auto rein- und rausfahren. Neulich musste einer 20 Roller wegschieben. Wer das geplant hat, ist einfach unfähig.“ Sie sagt ganz klar: „Der Abstellplatz muss weg, das ist einfach unmöglich.“
Ein Zettel der Anwohner mit der Bitte, die Einfahrt freizuhalten, brachte bislang nichts. Genau wie Anrufe bei der Stadt, sagt Marion Praxl. „Wir haben mindestens 15-mal beim Bezirksausschuss und beim Mobilitätsreferat angerufen.“ Geholfen habe es nichts. Tatsächlich stehen bei einem Besuch unserer Zeitung noch immer zig Roller vor der Einfahrt.
Der Bereich sei durch den „direkten Anschluss an den U-Bahnhof Laimer Platz“ ein „Abstell-Hotspot für Mikromobilitätsfahrzeuge, insbesondere für E-Tretroller“, sagt eine Sprecherin des Mobilitätsreferats. Man werde die Anbieter deshalb anweisen, „dort häufiger um- und aufzuräumen“. Laut Sprecherin soll auch die „Anbringung der Bodenmarkierung“ zu einer „verbesserten Abstellsituation führen“. Das werde „demnächst erfolgen“.
Marion Praxl will unterdessen nicht lockerlassen, bis wirklich etwas passiert. „Ich schicke denen jetzt täglich ein Foto.“
Generell haben Elektro-Scooter viele Fans, aber auch viele Gegner. In München sind sie seit Juni 2019 zugelassen. Aktuell gibt es rund 18 000 Leih-Roller in der Stadt. Weil es an vielen Stellen eng wird, beschloss die Stadt, dass die Gefährte nur noch auf bestimmten Flächen geparkt werden können. Bis 2026 werden dafür laut Mobilitätsreferat 675 Abstellflächen eingerichtet. Nur wer die Zweiräder dort hinstellt, kann den Leihvorgang beenden – ansonsten läuft die Uhr weiter. Und die Kosten steigen. Anderswo gibt es bereits E-Scooter-Verbote, zum Beispiel in Gelsenkirchen, Paris oder Madrid.
THOMAS GAUTIER