Hinter O‘Bros verbergen sich die Brüder Maximilian (l.) und Alexander Oberschelp. © privat/wikipedia
Im April schafften es zwei christliche Rapper auf den ersten Platz der deutschen Album-Charts: Maximilian und Alexander Oberschelp. Das Duo O‘Bros stammt gebürtig aus München. In ihren Liedern singen die 29- und 27-Jährigen über Selbstzweifel, Angst und Gott. „Wenn ich zu keinem ehrlich bin – dann zumindest zu Gott“, heißt es etwa im Titelsong des Albums „To be Honest“ (deutsch: „Um ehrlich zu sein“).
Anders als man es vielleicht von christlichen Sängern erwarten würde, setzen die jungen Männer auf aktuelle Modetrends und lockere Sprache: etwa bedruckte T-Shirts mit der Aufschrift „CHVRCHIES“, dazu Jeans und weiße Sneaker. Und im Text setzen sie stark auf Anglizismen: „Zerrissen wegen Heart Break (Herzschmerz) und Chartbreak (Musikhit), 180 Heart Race (Herzrasen), bleibst nur am Leben wegen God‘s Grace (Gottes Gnade).“
Auf Instagram zieht diese Kombi aus bürgerlichem Rap und hippem Auftritt mehr als 125 000 Follower an. Alles nur Fassade oder real? Martin Fritz, wissenschaftlicher Referent bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, rechnet die O‘Bros einer global vernetzten neocharismatischen Bewegung zu: „Typisch für neocharismatische Gruppen ist die pop-kulturelle Vermittlung von Religion.“ Fast immer gebe es eine Bühne mit einer Band, die die Zuschauer emotional mitreißen will. Dazu gehöre ein missionarischer Anspruch – also das Ziel, Interessierte für die religiösen Überzeugungen zu begeistern.
Anhänger des neocharismatischen Christentums verträten in der Regel sehr traditionelle Werte, ergänzt Fritz. Homosexualität werde abgelehnt, ein traditionelles Familienmodell vertreten. Nicht zuletzt ist diese Anschauung durchaus umstritten.
KNA