Anselm P. (41) fremdelt mit dem kirchlichen Beigeschmack seines Namens. Oliver Bodmer (5)
Karin T. (56) freut sich über ihren klassischen Namen.
Sigrid B. (82) mag den Klang ihres Namens.
Richard R. (56) trägt einen königlichen Namen.
Finnja K. (20) kommt nicht aus Schweden, ihre Eltern fanden den Namen einfach gut.
Sophia hat die Nase vorn. Und zwar in Sachen Namensgebung: Laut der Gesellschaft für Deutsche Sprache (GdS) war 2024 Sophia der beliebteste Name für neugeborene Mädchen in Deutschland, wie Standesamt-Daten zeigen. Auch in Bayern belegt Soffi oder Sophie Platz eins. Bei den Buben wurde bundesweit der Name Noah am liebsten vergeben, in Bayern Felix – hier schafft’s Noah nur auf Rang fünf. Die Plätze zwei und drei belegen Emilia und Emma, Matteo und Leon (bundesweit) sowie Emilia und Emma, Leon und Maximilian (Bayern). Und in München? Da ist es ähnlich: Weibliche Babys wurden am liebsten Emilia, Sophia und Emma genannt. Nur bei den Jungs ist Maximilian der Hit, Felix und Leon folgen auf Platz zwei und drei.
Insgesamt haben unsere Kinder nichts zu klagen. Exaltiertheiten wie Apple oder gar X (so heißt ein Kind von US-Unternehmer Elon Musk) sind in den Top Ten nicht zu finden. Bei den männlichen Vornamen zeichnet sich zwar ein Trend zum Biblischen und zur Kaiserzeit ab: Matteo, Luca, Paul, Elias und Jakob belegen vordere Plätze, ebenso Theo und Emil. Andererseits trauen sich die Eltern auch was. In München gibt es jetzt 43 neue Lunas und 40 neue Carlos – ciao Italia!
Die Chancen sind also groß, dass die nächste Generation ihren Vornamen mag. Doch wie sieht das bei den heutigen Erwachsenen aus? Wir haben uns in der Innenstadt umgehört, wer seinen Namen liebt oder hasst.
Gefunden haben wir etwa Anselm P. (41, Arzt) mit seiner Tochter Lola. „Ich finde meinen Namen etwas archaisch“, sagt er. „Man denkt an Pater Anselm und Anselm von Canterbury. Dabei habe ich mit der Kirche nichts am Hut. Aber er ist einzigartig, die Leute merken ihn sich gut.“ Tochter Lola ist nach der Hauptfigur aus dem Film „Lola rennt“ und nach Lola Montez benannt – hier wächst eine starke Frau!
Finnja K. (20, Flugbegleiterin) ist glücklich. „Mein Name ist besonders. Da ich ein heller Typ bin, ist er oft ein Gesprächsthema. Kommst du aus Schweden?, fragen manche. Meine Eltern sind aber von hier, sie fanden Finnja einfach gut.“
Der Name von Karin T. (56, Diplom-Kauffrau) wird in den USA gerade als besonders konservativ durch den Kakao gezogen, so wie bei uns Chantal als Name für einfache Gemüter. „Aber davon habe ich nichts gemerkt, als ich kürzlich in Texas war“, sagt sie. „Karin ist ein klassischer Name, kommt von Katharina. Alleine in meinem Sprachkurs sind wir drei Karins. Das ist doch prima, besser als so was Verstaubtes wie Gudrun oder Hiltrud.“
Sigrid ist auch kein moderner Name. Trotzdem findet ihn Sigrid B. (82, Rentnerin) toll. „Das S klingt schön, das I auch, und man kann ihn gut mit Sigi abkürzen. Meine Cousinen heißen auch Sigrid. In der Nachkriegszeit war der Name beliebt. Ich wollte nie anders heißen.“ Wie auch Richard R. (56, Unternehmensberater): Der Wahl-Bayer heißt wie mehrere Könige, wird stets respektiert. „Ich bin sogar der vierte Richard in der Familie. Auch mein Vater, Opa und Uropa heißen so“, erzählt er, „aber jetzt ist die Linie zu Ende. Ich habe nur Katzen.“
Fazit: München hat klangvolle Namen mit glücklichen Trägern. Weise getauft, liebe Eltern!
ISABEL WINKLBAUER