Maulkorb für Löwen?

von Redaktion

Heiße Debatte in Giesing: Stadionsprecher zu laut?

Stadionsprecher Sebastian Schäch am Spielfeldrand bei der Arbeit. © Stefan Matzke

Vom offenen Stadion aus trägt der Wind jeden Jubel – so es denn Grund dafür gibt – weiter. © Heike Feiner/Eibner-PresseFoto

Es muss sich was ändern in Giesing: Das finden Anwohner des Stadions an der Grünwalder Straße. Während der Spiele des TSV 1860 München sei der Stadionsprecher viel zu laut – das könne nicht erlaubt sein, schreiben sie an den Bezirksausschuss (BA). Ein Anruf beim Verein habe „leider keine Wirkung gezeigt“. Dabei hätten die Löwen doch eine Verantwortung gegenüber den Anwohnern. Lärm-Zoff am Sechzger!

„Stadionsprecher Sebastian Schäch zu laut? Er selber widerspricht. „Das ist technisch limitiert, da es bestimmte Grenzwerte gibt“, sagt er unserer Zeitung. „Ich selbst habe gar keine Möglichkeit, mich lauter oder leiser zu stellen.“ Außerdem gibt es das subjektive Empfinden, dass er leiser sei als sein Vorgänger Stefan Schneider, das wisse er aus sicherer Quelle – nämlich von Schneider selbst, der fast bei jedem Spiel dabei sei. So ähnlich sehen es auch viele Löwen-Fans. „Ich gehe seit 1963 ins Stadion“, sagt etwa Roman Wöll (70). „Damals waren 44 000 Leute bei den Spielen, nicht nur 15 000. Es ist heute viel leiser als früher. Davon abgesehen ist das ein Fußballstadion, kein Friedhof!“ Mit Blickrichtung auf gereizte Nachbarn sagt er: „Ich verstehe die Leute nicht. Sie sind doch mit diesem Wissen hierhergezogen.“

Melly Kieweg, die für die Bürgerinitiative „Mehr Platz zum Leben“ im BA sitzt, versteht den Ärger der Anwohner dagegen sehr gut. „Wenn ein Spiel stattfindet, klingt die Umgebung wie ein Kriegsgebiet!“ Dabei hätten die Giesinger rund um das Grünwalder Stadion schon genug zu ertragen: Müll, Vereinsaufkleber und Verkehrseinschränkungen gehören zum Alltag. Wenn andere Veranstaltungen zu laut seien, hätte das in der Regel in München Konsequenzen. Warum also nicht beim TSV 1860, fragt Kieweg.

Toleranz von den Anwohnern fordert dagegen Grünen-Politiker Norbert Weigler: „Das Stadion an der Grünwalder Straße gibt es seit 1911, Fußball ist Teil unserer Viertelkultur.“ Für drei Stunden bei den alle zwei Wochen stattfindenden Heimspielen müsse man den Sprecher doch ertragen können. Vermitteln möchte die CSU-Fraktion. „Es muss doch möglich sein, die Belange beider Interessengruppen unter einen Hut zu kriegen“, sagte BA-Mann Johannes Stöckel.

Laut Lizenzierungsordnung der Deutschen Fußballiga sind Lautsprecheranlagen in Stadien jedenfalls vorgeschrieben. Diese müssten neben dem Spielfeld auch „Ein- und Ausgänge, Zu- und Abfahrten, Kassen und Kartenkontrollstellen, Aufstellflächen und -räume an der äußeren und inneren Umfriedung ausreichend beschallen“. Schließlich könnte ein Polizeieinsatz nötig sein. Ein Sprecher des Baureferates sagt: „Mit der Baugenehmigung vom 20. Juni 2018 für die Erhöhung der Besucherzahl von 12 500 auf 15 000 wurden keine zulässigen Lärmpegel festgesetzt.“ Da also die Stadt als Vermieter gefragt ist, soll das Thema nun an das zuständige Referat der Stadt München zur Lösungsfindung weitergeleitet werden. Die Löwen prüfen das Problem derweil intern und haben dabei bereits einige Lösungsansätze durchdacht, sagt Stadionsprecher Schäch.

Das nächste Löwen-Spiel im Grünwalder steigt am Samstag um 13.30 Uhr: Die Löwen spielen dann gegen Erzgebirge Aue.
VINCENT SUPPÉ

ISABEL WINKLBAUER

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