Glücklich mit dem neuen System: die Allacherin Bettina Kudla. Vor allem, weil die Tonnen nie zu voll sind. © Schlaf
Überquellende Wertstoffinseln, lange Wege, eine zu geringe Recycling-Quote – so schaut’s in München in Sachen Plastikmüll aus. Deshalb hat die Stadt in einem Pilotprojekt getestet, wie sich Gelbe Tonne, Gelber Sack oder Wertstofftonne auf die Müllproblematik auswirken. In sechs Stadtteilen (wie Allach, Schwabing oder Solln) lief seit Januar 2024 eine Prüfung, wie die Bürger auf ein Holsystem für Verpackungen reagieren. Der Test ist abgeschlossen, für die Verwaltung steht fest: Die Gelbe Tonne wird’s. Das geht aus Unterlagen hervor, die dem Merkur vorliegen. Demnach soll das Hol-System ab 2027 eingeführt werden. Grünes Licht für die Gelbe Tonne!
Bettina Kudla aus Allach ist begeistert. Sie hat an dem Pilotversuch mit der Gelben Tonne teilgenommen: „Die Bewohner haben sie von Anfang gut angenommen. Ich selbst halte sie für sehr verbraucherfreundlich.“ Die 62-jährige Steuerberaterin geht davon aus, dass so die Mülltrennung von allen konsequenter betrieben wird. Die Wege zu den Wertstoffinseln waren vielen zu beschwerlich. „Gerade große Plastikverpackungen passten auch oft nicht durch die Öffnungen der Container und sind deshalb häufig im Restmüll gelandet – oder noch schlimmer, neben den Containern.“
Der positive Eindruck der Allacherin ist wissenschaftlich bestätigt. Im Auftrag der Stadt wurde das Mülltrennungsverhalten in den Pilot-Bezirken untersucht. Ergebnis: Überall wurden mehr Wertstoffe gesammelt. Aus dem Referat für Klima- und Umweltschutz heißt es: „Die ökologische Betrachtung zeigt, dass die Einführung der Gelben Tonnen und die Umstellung auf effizientere Erfassungssysteme die Treibhausgas-Emissionen erheblich reduzieren werden.“
ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff meint: „Die Ergebnisse bestätigen, was wir seit Langem fordern: Die Gelbe Tonne ist ökologisch sinnvoll, praktikabel und wird von den Menschen angenommen. Verglichen mit dem Bringsystem verbessert sie die Sammelmenge und -qualität deutlich. Das System gilt als günstig – Auswirkungen auf die Abfallgebühren hätte die Einführung vermutlich keine. Die Stadt hatte erst zum Jahreswechsel die Gebühren erhöht, die wöchentliche Leerung einer 120-Liter-Tonne kostet seitdem beispielsweise 440 Euro im Jahr statt 393 Euro.
Auch Kathrin Abele (SPD) begrüßt die Einführung der Gelben Tonne. „Das neue Holsystem sorgt für mehr Sauberkeit an den Wertstoffinseln und erleichtert den Bürgern die Mülltrennung.“ Das ist auch der Allacherin Bettina Kudla aufgefallen. Positiv fand sie, dass „die Gelbe Tonne nie überquoll“, denn die Leerung erfolgte immer genau rechtzeitig. Grünen-Stadträtin Sibylle Stöhr meint: „Leider müssen wir feststellen, dass die Wertstoffinsel von den Bürgern nie wirklich akzeptiert worden ist.“ Der Stadtrat will in seiner Sitzung am 5. Juni dann über die Einführung des neuen Systems entscheiden.
G. WINTER, S. KAROWSKI