Feuerwehr-Fahrzeuge in München. Der Einsatz eines kompletten Löschzuges kann teuer werden. © SIGI JANTZ
Melanie Stachl in ihrer Küche – mit ihrer Feuerwehr-Rechnung in der Hand. © Marcus Schlaf
Zum Einsatz kam die Feuerwehr mit Blaulicht – mit der Rechnung ließ sie sich deutlich mehr Zeit. Melanie Stachl (78) aus Steinhausen soll 1000 Euro an die Münchner Feuerwehr zahlen – für einen Einsatz vor vier Jahren. „Mich hat schier der Schlag getroffen“, sagt die Rentnerin. Und sie ärgert sich, dass sie überhaupt was zahlen soll.
Grund für die späte Rechnung: ein Einsatz am 17. Juni 2021. An diesem Tag werkelte Stachl in ihrem Garten zehn Minuten von ihrer Wohnung entfernt. Mittags kam sie zurück in die Wohnung, machte sich in ihrer Küche was Kleines zu essen. „Es waren Fleischreste vom Vortag. Ich habe sie in einer Pfanne warm gemacht.“ Nach dem Essen ging sie wieder zum Garten – und machte dabei einen folgenschweren Fehler. Stachl: „Ich hatte die Pfanne mit Wasser wieder auf den Herd gestellt und nicht gemerkt, dass die Platte nicht ganz ausgeschaltet war.“
Das Wasser verdampfte, „dadurch ist der Feuermelder im Gang angegangen“. Doch Stachl konnte ihn ja nicht hören. Die Nachbarin dafür sehr wohl. Sie rief gleich die Feuerwehr. Die rückte mit einem gesamten Löschzug an: Einsatzleitwagen, zwei Hilfeleistungslöschfahrzeugen, einem Drehleiterwagen und 18 Feuerwehrleuten – so listet es jedenfalls die Rechnung auf, die Stachl erhielt. Die Retter stürmten die Wohnung im fünften Stock per Drehleiter, schalteten den Herd aus und fuhren wieder.
Die ganze Aufregung hatte Stachl nach vier Jahren fast vergessen – bis die Rechnung über genau 1081 Euro kam. Dass sie zahlen soll, will Stachl nicht einsehen. „Sie mussten ja nichts löschen, es hat ja nichts gebrannt.“ Und: „Ich bin nicht leichtsinnig, ich war an dem Tag nur ziemlich schlecht beinand“, behauptet sie. „Es ist auch noch nie was passiert.“
Alles kein Argument, sagt die Feuerwehr. Laut Sprecher hat Melanie Stachl den Einsatz verursacht – also muss sie auch dafür zahlen. „Zu diesem Einsatz wurde ein kompletter Löschzug aufgrund der Gefahr eines Brandes disponiert.“ Dass die Rechnung so spät kam, sei „bereits länger anhaltender personeller Engpässe sowie verschiedener Systemumstellungen geschuldet“, so der Sprecher der Münchner Feuerwehr. Das sei „auch für uns keine befriedigende Situation. Dennoch ist eine Festsetzung der Forderung immer noch zulässig.“
THOMAS GAUTIER