Rechte Schmierereien sind an Schulen nicht selten.
Anhänger der Identitären Bewegung Deutschland hatten an vier Münchner Schulen Transparente mit rechtsextremistischen Inhalten aufgehängt und Flyer mit ihrer Ideologie verbreitet. Schüler und Lehrkräfte hatten die Täter gestört und die Polizei alarmiert. Vorbildlich, fand auch OB Dieter Reiter (SPD). Eine neue Studie der Stadt zeigt jetzt, dass Rassismus, rechte Schmierereien, Hass und Hetze in unseren Schulen durchaus bereits verbreitet sind – und die Zahl der Fälle nimmt zu. Die „Anlaufstelle bei Diskriminierung und rechtem Hass an Münchner Schulen“ hat voriges Jahr 127 Meldungen gezählt, 2023 waren‘s 109, im Jahr 2022 noch 55.
Auszüge aus dem Monitoring erschrecken: „Die soll froh sein, dass sie überhaupt hier sein darf. Von Ausländern lasse ich mir nichts sagen“, sagte etwa ein Schüler über eine Lehrkraft. Weitere Beispiele: Über Apps wurden Peitschengeräusche gegenüber einer schwarzen Schülerin nachgeahmt. Schüler wurden „Affe“ genannt, als „Bombenleger“ betitelt; in Klassenchats gehen rassistische Parolen, Videos und Bilder um. Besonders häufig sei im Jahr 2024 die Verwendung des rassistischen „N-Wortes“ gemeldet worden. In mehreren Fällen sei es neben rassistischen Beleidigungen zu körperlichen Übergriffen gekommen. Auch LGBTIQ*-feindliche, antisemitische und sexistische Inhalte wurden gemeldet. Zudem hätten „rechte Vorfälle“ zugenommen. „Hakenkreuzschmierereien und Hitlergrüße bilden die meistgemeldeten Vorfälle, auch Schmierereien mit rechten Zahlencodes wurden gemeldet.“
Der Großteil der Opfer waren Schüler (76 Prozent), Lehrer waren zu 20 Prozent betroffen. Die Täter waren in 58 Prozent der Fälle Schüler, Lehrer wurden in 17 Prozent als Diskriminierende angegeben – beispielsweise machte sich eine Lehrkraft über das Kopftuch einer muslimischen Schülerin lustig. „Von Lehrkräften gingen vorwiegend rassistische Mikroaggressionen aus, also kleinere, oft weniger offensichtliche rassistische Äußerungen oder Verhaltensweisen, die zunächst vernachlässigbar erscheinen mögen, deren Auswirkungen auf Betroffene aber beträchtlich sind.“
Die meisten Meldungen seien an Realschulen (31 Prozent) getätigt worden. Es folgen die Gymnasien (26 Prozent), Grundschulen (16 Prozent), Berufliche Schulen (14 Prozent) und die Mittelschulen (9 Prozent). Die Autoren der Studie verweisen darauf, dass einzelne Realschulen besonders viele Fälle gemeldet hätten. Dies bedeute jedoch nicht zwangsläufig, dass auch tatsächlich vermehrt Diskriminierungen und Vorfälle aufträten, sondern könne auch damit zusammenhängen, dass sich die Schulen besonders engagiert des Themas annähmen. Entsprechend gehen die Initiatoren davon aus, dass der Anstieg der Meldungen auch „auf eine höhere Meldebereitschaft“ zurückzuführen ist und nicht unbedingt nur auf eine tatsächliche Zunahme von Fällen. Dennoch besteht laut den Autoren der Studie die Annahme, dass „noch ein großes Dunkelfeld besteht“.
DANIELA POHL,
SASCHA KAROWSKI