Das süße Eck im Englischen Garten

von Redaktion

Das Schledererheim im Nordteil des Parks ist für 18 Imker ein Bienen-Paradies

Genau 18 Imker haben im Schledererheim (siehe auch Karte) ihre Bienenkästen aufgestellt (Foto Mi.). Den Honig aus eigener Herstellung können Besucher des Englischen Gartens direkt vor Ort kaufen (Foto li.) © Achim Schmidt (4)

Imkerin Gabriele Hölzl-Tsopanides schlendert durch ihr summendes Paradies.

Zwischen der St.-Emmeram-Brücke und Aumeister, im nördlichen Teil des Englischen Gartens, fühlt es sich an wie in einer anderen Welt. In diesem abgelegeneren, wilderen Teil des Englischen Gartens könnte man glatt vergessen, dass man immer noch mitten in München ist. Die Isar gluckert, in unmittelbarer Nähe blöken Schafe und ein herrliches Vogelgezwitscher umgibt einen. Hier inmitten der Natur gibt’s einen einzigartigen Ort. Kleine bunte Holzhäuschen stehen nebeneinander, mit goldenem, süßem Inhalt: Honiggläser, direkt hier aus dem Herzen des Englischen Gartens. Dieser Ort ist das Schledererheim. Eine Reihe an Kleingärten, wo man sich ausschließlich auf die Honigproduktion und das Züchten von Bienen spezialisiert hat. Und das Beste: Schleckermäuler bekommen hier frischen Honig – direkt aus Münchens schönstem Park.

Gabriele Hölzl-Tsopanides besucht fast jeden Tag dieses summende Paradies. Die rüstige Dame ist nämlich leidenschaftliche Imkerin. Seit 18 Jahren hegt und pflegt die Rentnerin schon ihr Bienenvolk hier im Englischen Garten. „Es ist ein Kontrastprogramm zur Stadt. Man kann hier einfach super abschalten“, schwärmt sie und lächelt. Übrigens: Ihr goldener Honig kostet etwa neun Euro pro 500-Gramm-Glas.

„Ein Paradies auf Erden“ seufzt auch Michael Strauß zufrieden. Der 58-Jährige mit langem weißen Bart imkert schon fast sein ganzes Leben. Er ist oft im Schledererheim, wo auch er Bienen züchtet und süßen Honig produziert. Er kennt sich hier bestens aus, weiß auch viel über die lange Geschichte des Ortes. Der damalige Vorstand des Münchner Bezirksbienenzuchtvereins, der Apotheker Schlederer, pachtete dieses kleine Stück Erde von den Vorgängern der Bayerischen Schlösser- und Gartenverwaltung. Vor 103 Jahren war das. Es sollte ein Ort werden, wo die Mitglieder des Vereins Bienen züchten und Honig gewinnen konnten. Seitdem ist das Schledererheim seinen Wurzeln treu geblieben.

In 18 Parzellen ist das Schledererheim aufgeteilt, eine pro Imker. Michael Strauß zeigt seine Parzelle: Ein weitläufiger Garten auf 500 Quadratmetern, blumig und voller bienenfreundlicher Pflanzen. Am hinteren Teil steht ein Holzhäuschen, aus dem ein konstantes Brummen zu hören ist. Dort wohnen seine Bienen. Im Garten und dem umliegenden Englischen Garten werden keine Pflanzenschutzmittel benutzt, weswegen Strauß hier Honig in Bio-Qualität produzieren kann. Wie der schmeckt? „Sehr gut“, verspricht Strauß. In der Umgebung gibt es eine Vielfalt an Blüten, von Löwenzahn über Kirsche und Apfel bis hin zur Linde. Diese Vielfalt gebe dem Honig ein ganz besonderes Aroma. „Jeder Honig von jedem Imker an jedem Standort schmeckt anders“, erklärt Strauß. Denn jedes Bienenvolk hat seine bevorzugten Routen. Erst wenn diese vollständig „abgeerntet“ sind, schlagen die Bienen andere Wege ein.

Der Honig ist nur vor Ort am Schledererheim erhältlich, wo man ihn direkt den Imkern abkauft. An den kleinen Holzhütten am Wegrand sind oftmals Klingeln. Einfach bimmeln! Es lohnt sich.
DARIO WEBER

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