War einst Stammgast in der Deutschen Eiche: der arbeitswütige Regisseur Rainer Werner Fassbinder. Das Foto zeigt ihn 1981 in München bei den Dreharbeiten zum Film „Lola“.
Dieses Mosaik ziert nun die Deutsche Eiche. Im Fenster (v. li.): Wirt Dietmar Holzapfel, Josef Sattler und Bürgermeister Dominik Krause. © Schlaf, dpa
Musik erfüllt die Reichenbachstraße. Es ist die Musik aus dem Film „Berlin Alexanderplatz“. Vorgestern, am 31. Mai, wäre der Regisseur des Meisterwerks, Rainer Werner Fassbinder, 80 Jahre alt geworden. Er verstarb allerdings schon 1982 mit nur 37 Jahren. Nun hat er hier einen Platz für die Ewigkeit: an der Wand des Restaurants und Hotels Deutsche Eiche. Dort ist am Wochenende ein Porträt in Form eines Mosaiks enthüllt worden – unweit des Mosaiks von Queen-Star Freddie Mercury.
Fassbinders Mosaik stammt vom Künstler Franco Notonica und besteht aus Glas und Weißgold. Veranlasst hatte die Aktion Deutsche-Eiche-Wirt Dietmar Holzapfel gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Sepp Sattler. „Für Fassbinder war die Deutsche Eiche bis zu seinem Tod ein zweites Wohnzimmer“, sagte Holzapfel am Samstag bei der Enthüllung. Von 1974 bis 1978 lebte der Regisseur sogar gemeinsam mit seinem Partner (übrigens einem Kellner der Eiche) direkt gegenüber. Holzapfel: „Fassbinder war ein umstrittener und zugleich verehrter Mensch – und durch und durch Münchner.“
Trotz seines recht kurzen Schaffens eroberten etliche seiner Werke wie „Angst essen Seele auf“, „Die Ehe der Maria Braun“, „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ oder die Mini-Serie „Berlin Alexanderplatz“ die Leinwände, Fernsehschirme und Theaterbühnen. Er erhielt mehrere Preise für sein Schaffen. „Das alles ging nur mit Drogen“, stellte Holzapfel nachdenklich fest. Fassbinder war kein stiller Künstler. Er galt als „Enfant terrible“, als einer, der am Set schrie, handgreiflich wurde, Alkohol- und Drogenexzesse auslebte.
Fassbinder umgab sich stets mit vielen (oft filmschaffenden) Freunden – seinem „Clan“. Häufig an seiner Seite war die Schauspielerin Hanna Schygulla, mit der er oftmals die Frauenfigur in seinen Filmen besetzte. Sein Tod ist lange her, aber sein Schaffen wirkt bis heute. Deshalb möchte Holzapfel dem Künstler ein Denkmal setzen. „Die meisten jungen Menschen kennen ihn nicht mehr. Wir wollen ihn wieder ins Gedächtnis rufen.“
Auch Münchens zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) und der OB-Kandidat der CSU, Clemens Baumgärtner, waren vor Ort. „Wir feiern heute einen Künstler und einen Teil der Münchner Geschichte“, so Krause. Und weiter: „Er war unbequem und zugleich unverzichtbar für München.“ Damit wollte der Bürgermeister vermutlich an Fassbinders Rolle als Brückenbauer in der queeren Szene erinnern. Fassbinders Werk bezeichnet Baumgärtner als „gigantisch“. Er freut sich über die Aktion der Deutschen Eiche. „Dieses Mosaik ist ein Paradebeispiel für privates Engagement. Die Stadt München kostet es nichts.“ Er hofft auf viele Nachahmer.
NICK MANDEL