Armin Ritterswürden, Chef der Mordkommission.
Die Polizei kam mit einem Großaufgebot zum Tatort an die Romanstraße. Armin Ritterswürden (l.) ist Chef der Mordkommission. © Vifogra, Bodmer
Streit hat es in diesem Haus wohl schon öfter gegeben. Immer wieder soll ein 24-Jähriger mit seiner Stiefmutter aneinandergeraten sein. Was dazu geführt hat, dass diesmal bei ihm wohl alle Sicherungen durchgebrannt sind, ist unklar. Fest steht: Die 76-Jährige hat diesen Streit nicht überlebt. Die Nymphenburgerin starb am Pfingstsonntag, nachdem ihr Stiefsohn vielfach auf sie eingestochen hatte. Jetzt haben Polizei und Staatsanwaltschaft Hintergründe zu der Bluttat bekannt gegeben.
Der Tatverdächtige sitzt demnach in Untersuchungshaft. „Er hat sich bislang nicht geäußert“, erklärte Armin Ritterswürden, Chef der Mordkommission, bei einer Pressekonferenz. Die Ermittlungen gegen den 24-Jährigen lauten auf Totschlag, nicht etwa auf Mord. Laut Oberstaatsanwältin Anne Leiding sehen die Ermittler bislang keine Mordmerkmale, etwa Habgier oder Heimtücke, als gegeben an. Ob der 24-Jährige im Affekt gehandelt hat, muss noch geklärt werden.
Zu der Tat kam es um 16.20 Uhr an der Romanstraße, wo der Vater des Tatverdächtigen zusammen mit seiner neuen Ehefrau lebt. Laut Leiding gehören dem Vater mehrere Wohnungen, in denen der Sohn – er ist Installateur – handwerkliche Leistungen erbracht hat. Um genau diese und die Qualität der Arbeit soll sich schon in der Vergangenheit regelmäßig Streit entbrannt haben.
Wie am Pfingstsonntag, als der 24-Jährige zu Besuch war. In der Küche hat sich der Konflikt dann so zugespitzt, dass der Münchner zu einem Messer gegriffen und zugestochen hat. Ritterswürden, der das Kommissariat 11 leitet, sprach von „einer Vielzahl von Messerstichen“. Seinen Worten nach habe der Vater wohl noch versucht, den 24-Jährigen von der Bluttat abzuhalten. „Dabei erlitt er eine Platzwunde am Kopf.“ In seiner Verzweiflung sei der Mann nach draußen gestürmt und habe den Notruf gewählt. Die Polizei, die mit einem Großaufgebot an die Romanstraße geeilt ist, konnte den 24-Jährigen widerstandslos in der Wohnung festnehmen. Die Beamten begannen sofort mit der Erstversorgung der schwerstverletzten Frau. Etwa eine Stunde später starb sie jedoch im Krankenhaus.
Der 24-Jährige war bei seiner Tat vollkommen nüchtern und stand nicht unter dem Einfluss irgendwelcher Drogen. Laut Leiding sind keine psychischen Probleme bekannt – weder in der Vergangenheit noch aktuell. Sie geht davon aus, dass die Ermittlungen in den weiteren Tagen noch weitere Details zu dem Familiendrama zutage bringen werden. Aktuell könne aber nichts Konkretes zu einem möglichen Motiv des Handwerkers gesagt werden. Deshalb konzentrieren sich die Ermittler von K11 nun vor allem auf neue Hintergründe zu dem Streit, der für die Familie alles verändert hat. NADJA HOFFMANN