Das Schlimme an der Midlifecrisis ist, dass sich der Blick auf das eigene Leben ändert: Als Kind will man Feuerwehrmann werden, als Jugendlicher Influencer, als Endzwanziger Millionär. Wenn man dann aber um die 50 ist und in keinem dieser drei Berufe arbeitet, dann denkt man anders über das Leben. Dann geht es erschreckend oft darum, welche Ziele man leider nicht mehr erreichen wird, bevor der Boandl zum Karteln und Schnapseln vorbeikommt. Ich gebe es ungern zu, aber: Um doch noch Nationalspieler zu werden, müsste ich erst eine Sportart erfinden, die dann in Deutschland ausschließlich von mir ausgeübt werden darf.
Glücklicherweise bin ich erstens enorm flexibel und habe zweitens Menschen wie Manfred (Name geändert) in meinem Bekanntenkreis. Manfred verhilft mir zu neuen Träumen. Er hat es nämlich geschafft, Markenbotschafter einer Münchner Brauerei zu werden. Warum? – Weil er gern Bier trinkt, von Berufs wegen öfter auf Bühnen steht und dabei seine Garderobe selbst bestimmen darf. In jüngster Zeit trägt er bei Auftritten meist T-Shirts einer Münchner Brauerei und nimmt sicherheitshalber ein Flascherl Bier mit auf die Bühne, nur für den Fall, dass das Wasser, das ihm der Veranstalter hinstellt, schon abgelaufen ist. Ich bin wirklich neidisch um diesen Deal: Manfred bekommt Freibier und was zum Anziehen! Das kenne ich so eigentlich nur von Fußballvereinen aus der B-Klasse, und da muss man die Kleidung nach dem Spiel zurückgeben.
Allerdings muss ich selbstkritisch feststellen: Manfred ist ein brillanter Markenbotschafter, wenn es um Bier geht. Ich dagegen habe in der Regel schon mit der zweiten Maß auf der Wiesn meinen durchschnittlichen Monatsdurst gestillt. Neulich habe ich an einem Preisausschreiben teilgenommen, bei dem es Freibier für ein ganzes Jahr zu gewinnen gab. Dass ich nicht der Preisträger wurde, ärgert vermutlich den Veranstalter mehr als mich. Bei meinem Jahresverbrauch von etwa 18 Halben wäre das Investment nicht so hoch.
Aber es muss ja nicht unbedingt Bier sein. Die Devise lautet ganz generell:Mehr Manfred wagen!Ich werde Markenbotschafter und lasse mir die Dinge, die ich ohnehin will, einfach sponsern! Deshalb kurz ein paar Zeilen an die Fahrradindustrie: Sehr geehrte Damen und Herren! Folgendes Angebot: Sie stellen mir einfach ein Gravelbike zur Verfügung, und ich komme in Zukunft zu jedem Temin absichtlich zu spät. Meine Geschäftspartner werden sehnsüchtig aus dem Fenster schauen und mich dann vorfahren sehen, auf Ihrem Gravelbike! Und ich werde jeden Termin eröffnen mit dem Satz: „Entschuldigen Sie bitte, aber es war einfach zu schön auf meinem Fahrrad! Ich habe noch einen Umweg genommen.“ Deal?