Otto mit seinem Spielgefährten aus Stoff: Der kleine Elefant suchte stets den Kontakt zu seiner Herde. Nun ist er gestorben. © Tierpark
Er war der Publikumsliebling im Tierpark Hellabrunn. Umso größer ist nun die Trauer um Elefantenbulle Otto. Er ist gestern gestorben. Schon am Wochenende hatte sich der Zustand des viereinhalbjährigen Elefanten drastisch verschlechtert, nachdem er sich wie berichtet mit dem Herpes-Virus infiziert hatte. „Es war ein Wettlauf gegen die Zeit, der trotz intensivster Bemühungen unseres Notfallteams – bestehend aus Tierärzten, Tierpflegern und den kooperierenden Laboren – leider nicht mehr gewonnen werden konnte“, sagte Tierparkdirektor Rasem Baban gestern.
Der kleine Elefant war seit Samstag in akutmedizinischer Behandlung gewesen, nachdem er deutliche Zeichen von Schwäche zeigte. Dabei wurde Otto mit Blutplasma seines Vaters, Schmerzmitteln und antiviralen Medikamenten behandelt. Er war in der Elefantenherde von Hellabrunn das einzige Tier ohne eigene Antikörper gegen das Virus. Dementsprechend besorgt, aber auch vorbereitet war der Zoo. Schon präventiv war regelmäßig Blutplasma von Ottos Vater Gajendra entnommen worden. Eine überlebenswichtige Behandlungsoption, wie der Zoo berichtet. Doch leider reichte das nicht aus, um Ottos junges Leben zu retten. Auch die vor Kurzem verabreichte Impfung mit einem neu entwickelten Serum gegen das Herpes-Virus konnte den beliebten Elefanten nicht retten.
Mit Blick auf ähnliche Erkrankungsfälle müsse man feststellen, dass die wenigsten Elefanten-Jungtiere eine reele Überlebenschance haben – unabhängig davon, ob im natürlichen Lebensraum oder in zoologischer Haltung. Wenn man die ersten Symptome beim Tier entdecke, sei es oft schon zu spät. „Auch sofort eingeleitete medizinische Maßnahmen können den zumeist tödlichen Verlauf der Erkrankung nicht aufhalten“, erklärt der Hellabrunner Tierarzt Hanspeter Steinmetz. Laut der Weltorganisation für Tiergesundheit liegt die Sterblichkeitsrate bei einer Infektion bei bis zu 85 Prozent.
Forscher vermuten, dass das Virus von infizierten Elefanten durch Rüsselsekrete und Körperflüssigkeiten übertragen wird. Wie genau Otto sich infizierte, ist noch nicht geklärt. Experten des Tierparks Hellabrunn gehen davon aus, dass für die restliche Elefantenherde kein Risiko besteht, da alle anderen Tiere entweder schon Antikörper haben oder diese durch die Muttermilch bekommen. Der Kadaver des kleinen Elefanten wird laut Zoo einer Tierkörperbeseitigungsanlage übergeben – so wie es das Gesetz vorsieht.
Otto hatte viele Besucher in den Tierpark gelockt. Er wurde als Nachwuchs von Elefantenpapa Gajendra und Elefantenmama Temi 2020 im Zoo geboren. Bei Elefantenherden ist es üblich, sich von verstorbenen Mitgliedern zu verabschieden. So geschah es auch in Hellabrunn. Mach‘s gut, kleiner Otto!DARIO WEBER