Ihre Küche machte das Tantris groß: Heinz Winkler (v.l.), Eckart Witzigmann und Hans Haas mit ihrem „Mäzen“ Fritz Eichbauer (2.v.re.). © Heinz Weißfuß
Ein Macher und sein Werk: Fritz Eichbauer vor seinem Gourmet-Tempel. © Heinz Gebhardt
Er war ein großer Visionär, ein Genießer und ein feiner Mensch – und als Gründer von Münchens legendärem Gourmet-Tempel Tantris auch der Architekt der feinen Küche: Fritz Eichbauer. Am Donnerstag ist der ehemalige Bauunternehmer im Alter von 97 Jahren gestorben. Ganz sanft sei er eingeschlafen – im Kreise seiner Familie, erfuhr unsere Zeitung am Freitag. Seine Töchter Bettina und Alexa und sein Sohn Felix konnten sich noch von ihm verabschieden.
Ein langes Leben ist zu Ende gegangen, geprägt von viel Arbeit. Wie das Tantris in einem Nachruf schreibt: „Bereits in jungen Jahren musste Fritz Eichbauer Verantwortung in der Firma seines Vaters Georg übernehmen.“ Nach dessen frühem Tod 1948 hatte Fritz, gerade mal 20 Jahre alt, nach einer Maurerlehre sein Bauingenieurs-Studium an der Technischen Universität München begonnen. 1952 übernahm er als Diplom-Bauingenieur die Leitung des Unternehmens. „Eines seiner ersten Projekte war damals der Wiederaufbau der Zentrale des Feinkost-Unternehmens Dallmayr in der Münchner Innenstadt.“
Doch Eichbauers Philosophie war auch: „Nicht nur arbeiten, sondern auch genießen!“ Bei Reisen nach Frankreich zu den besten Köchen der Welt kam er auf die Idee, ein eigenes, spektakuläres Restaurant mit modernster Kochkunst zu eröffnen. Er baute an der Johann-Fichte-Straße (Schwabing) das extravagante Tantris (was in der buddhistischen Kultur „Suche nach Vollkommenheit“ heißt) und fand den genialen Koch für das deutsche Küchenwunder: Eckart Witzigmann. Nach der Eröffnung 1971 wurde das Restaurant schnell zum besten in München, zwei Michelin-Sterne inklusive. 1978 übernahm Küchenchef Heinz Winkler, dann kam der dritte Stern. 1991 übernahm Hans Haas das Küchenzepter. Nicht nur der Champagner floss auch über all die weiteren Jahre in Strömen – alles, was Rang und Namen hat, genoss das exquisite Essen. Und Eichbauer? Er verstand sich als Mäzen, der die Kochkunst förderte.
Eckart Witzigmann äußerte sich am Freitag zum Tode des Restaurant-Gründers. Fritz Eichbauer sei „der Urvater der Tantris-Schöpfungsgeschichte“: „Heute wissen wir, die kühne Idee von damals hat eine riesige gastronomische Welle ausgelöst, die noch lange nicht am Ufer angekommen ist.“ Das Tantris sei ein Erfolg geworden, „weil die Familie Eichbauer den Willen und die Mittel hatte, das durchzuziehen, egal wie stark der Gegenwind war. Und dafür und für die angenehme Zusammenarbeit und das entgegengebrachte Vertrauen gebührt ihm mein immerwährender Dank. R.I.P.“
Auch Hans Haas bekundete am Freitag seine Trauer über Eichbauers Tod: „Es war der beste Chef, den man sich vorstellen kann. Er hat nie viel geredet, er war ein Macher. Er hat das Essen geliebt. Er war nicht heikel, sondern ist bis ins hohe Alter neugierig geblieben auf die kulinarischen Entwicklungen.“
2012 erhielt das Tantris den Denkmalschutz-Status. Und das nach all der Kritik in den Anfangsjahren, als über das Gebäude als „Deutschlands schönste Autobahn-Kapelle“ gelästert worden war. Eichbauers Sohn Felix, der seit mehreren Jahren die Geschicke der Unternehmensgruppe führt, sagt dankbar: „Selbst in Phasen großer Kritik folgte er seiner Vision.“ Fritz Eichbauer selbst sinnierte einmal: Wenn er auf sein Leben zurückschaue, habe er „ein glückliches, ein zufriedenes Gefühl. Im Grunde habe ich nie gezweifelt“.
Das galt nicht nur für das Tantris, sondern für alle Bauprojekte. „Er wollte das Besondere erschaffen“, heißt es im Nachruf. So wurde Eichbauer für seine Terrassen-Wohnanlagen in Ottobrunn 1971 mit dem Preis des Bundes Deutscher Architekten geehrt. Zu Olympia 1972 errichtete sein Unternehmen binnen eines Jahres das gesamte Olympiadorf der Frauen. Für die Amalienpassage erhielt Fritz Eichbauer 1977 den Ehrenpreis für guten Wohnungsbau der Landeshauptstadt München. Weitere Auszeichnungen: Bayerischer Verdienstorden, Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik, Denkmalschutzmedaille des Freistaates.
Doch nicht nur durch seine Erfolge, sondern auch durch sein ruhiges, bestimmtes und bescheidenes Wesen war Eichbauer für viele ein Vorbild. Er war bekannt für sein großes Herz – nun hat es aufgehört zu schlagen. Er hinterlässt neben seiner Frau Sigrid-Ursula drei Kinder sowie sechs Enkelkinder. Seine Beisetzung soll in engstem Familienkreis stattfinden. STEPHANIE EBNER, ANDREA STINGLWAGNER