Ach, die Menschen! Das ganze Jahr über wünschen sie sich den Sommer herbei. Aber kaum ist er da, stöhnen sie über die Hitze. Ja, der Sommer ist heiß. Das gehört zu seinem Wesen. Wer sich darüber beschwert, hat das Prinzip Sommer nicht verstanden. Man geht doch auch nicht am Ende eines Wiesnabends zum Wirt und mault herum: „Das ganze Jahr hab‘ ich mich auf das Bier gefreut, und jetzt bin ich betrunken.“
Man muss sich seine Wünsche genau überlegen. Es besteht immer die Gefahr, dass sie in Erfüllung gehen. Ewige Jugend zum Beispiel: Selbst mit 80 Jahren noch voll im Hormonrausch und in Panik vor der nächsten Mathe-Schulaufgabe – will man das wirklich? Oder Fußballprofi: Man verdient sehr viel Geld mit einem Spiel, das einem großen Spaß macht. Aber kaum ist man Weltmeister, kann man nicht mehr unbemerkt die Mutter seiner Kinder betrügen. Und wenn es blöd läuft und man bei Juventus Turin spielt, dann muss man auch noch Donald Trump im Oval Office treffen und sich mit ihm über den Iran unterhalten (wobei hier die interessante Frage ist, wer eigentlich mehr Ahnung von der Materie hat).
Unvergessen auch diese oberbayerische Kleinstadt, die sich einst mehr Aufmerksamkeit (sprich: Tourismus) wünschte. Als eine Fernsehproduktionsfirma anfragte, um im Ort eine Serie zu drehen, freute man sich sehr. Allerdings handelte es sich um eine Krimi-Serie. Im Wochenrhythmus wurde in der Kleinstadt gemeuchelt und gemordet. Und weil es pro Mordfall im Fernsehen einen Täter und mehrere Verdächtige gibt, die ebenfalls keine guten Menschen sind, keimte in der Kleinstadt langsam Ärger darüber auf, welches Bild von den Einwohnern gezeichnet werde. Ein Touristenmagnet wollten sie sein, Mordverdächtige wurden sie. Der Wunsch als Eigentor.
Besser wäre vielleicht, erst gar keine Wünsche zu hegen. Wenn am Samstag das Sams klingelt, knallt man ihm einfach die Tür vor der Nase zu. Soll es doch andere unglücklich machen mit seinen depperten Wunschpunkten! Andererseits: Ein Leben ganz ohne Wünsche wäre schon ein bisschen unromantisch. Vielleicht genügen ja auch kleinere, überschaubarere Wünsche: Wer nicht bei Juventus Turin spielen will, sondern nur bei der FT Gern, der trifft statt Donald Trump im Oval Office Philipp Lahm im Vereinsheim. Auch nicht schlecht, oder?
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