Begeben Sie sich bitte umgehend an den Elisabethplatz, dort gehen Sie von der Kreuzung quer durch die kleine Anlage, links sind die „ambivalent“ verschönerten Verkaufsstandl, rechts ist ein Rasen, in der Mitte vom Weg dann bitte stehenbleiben! So. Rechts neben Ihnen ragen Holzstempen daher, dahinter erhebt sich ein Bergmassiv von circa 65 cm. Es gibt keine Ausschilderung, keinen Wanderweg, keine Berghütte und auch keine Wirtin, die nach Ihrem Aufstieg sagen könnte: „Da ham’S jetzt gwiß an saubern Durscht!“ Das Erklimmen ist trotzdem sehr empfehlenswert, denn auf diesem Hügel ist eine Plakette befestigt: „Sie befinden sich jetzt auf dem Elisabethenhügel. Trotzdem sehen Sie das Rathaus nicht.“ Das steht da wirklich, und zwar schon seit Jahren.
Dem Wiener Kabarettisten Severin Groebner ist die Plakette mal gezeigt worden. Er hat gelacht, aber hauptsächlich ungläubig gestarrt: „Das ist Münchner Humor!“ Und diese spontane Einordnung stimmt womöglich. Vielleicht ist das Widersinnige schon recht münchnerisch. Hans Blädels „Aurora und die Weißwurst“, etliche Szenen von Karl Valentin sowieso oder auch nur der einst populäre Ausruf „I reiß da an Kopf ab und schmeiß dan ins Gsicht!“
Aus dem Fasching der Fünfziger ist überliefert, dass da immer ein sonderbarer, einzelner Herr mit einem Vogelkäfig samt Fisch unterwegs war. Das ist nicht übermäßig witzig, aber der Irrsinn liegt ja in der Beharrlichkeit: Man nimmt ein neapolitanisches Volkslied, und singt dazu erst „Schaug hi, da liegt a doder Fisch im Wasser, den mach ma hi“ und dann im Überschwang noch 50 Mal „Mare, Mare, den Fisch, den mach ma hi“, bis der letzte Kopfschüttler lachen muss.
Dieses Beharren auf Schmarren hat im besten Fall was Grandioses, eben, wenn eine seltsame Plakette in den Elisabethplatz einzementiert und dort durch alle Umbauten bewahrt wird – nicht, obwohl es reiner Unfug ist, sondern grad deswegen. Auch die MVG zeigt Münchner Humor und lässt mehrfach täglich eine für den einzelnen Gast völlig unerfüllbare Anweisung wiederholen: „Bitte an allen Türe einsteigen!“
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