Die Ermittlungen sind abgeschlossen. Dafür wurde Ende April der Pegel des Eisbachs abgesenkt. © Yannick Thedens
Solche Bilder wie früher soll’s am Eisbach bald wieder geben. Die Stadt plant die Freigabe.
Seit gestern Mittag ist es offiziell: München sagt Ja zur Eisbachwelle! Die Stadtspitze will das Surfen am Haus der Kunst wieder erlauben – „so bald wie möglich“. Das verkündete Bürgermeister Dominik Krause (Grüne). Seit dem tragischen Unfall auf dem Eisbach am 17. April, bei dem eine 33-jährige Surferin gestorben war, ist die Welle gesperrt (wir berichteten).
Wie es jetzt genau weitergeht, hängt allerdings noch von den Ermittlungsakten zum Unglück ab. Diese wollen die Verantwortlichen der Stadt noch einsehen, bevor die endgültige Entscheidung fällt. Doch: „Sollten sich darin keine sicherheitsrelevanten Aspekte finden, steht einer Öffnung grundsätzlich nichts im Wege“, sagt Krause. Der Grüne führt aktuell die Stadtgeschäfte, weil OB Dieter Reiter (SPD) nach einer Schulter-OP ausfällt. Krause betont: „Die Eisbachwelle gehört zur Identität unserer Stadt.“ Und spricht damit sicher auch im Namen seines Chefs, der schon vor Wochen angekündigt hatte, die Welle schnellstmöglich wieder freigeben zu wollen.
Das ist jetzt möglich, weil die Staatsanwaltschaft gestern ihre Ermittlungen abschloss. Allerdings: Bei den Untersuchungen konnte nicht endgültig geklärt werden, warum die 33-Jährige im Eisbach verunglückte. Oberstaatsanwältin Anne Leiding sprach von einem „äußerst tragischen“, aber „trotz umfangreicher Ermittlungen nicht aufklärbaren Unglück“. Laut den Ermittlern sei die verunglückte Münchnerin eine „geübte Surferin“ gewesen. Wie berichtet, konnte sich die Frau beim nächtlichen Surfen nicht mehr selbst aus den Fluten befreien, die Strömung drückte sie unter Wasser. Erst Strömungsretter der Feuerwehr schafften es zusammen mit dem Lebensgefährten der Verunglückten, sie aus dem Wasser zu ziehen.
Wieso „die Surferin dauerhaft unter Wasser gedrückt wurde“, ist weiterhin unklar. Das wahrscheinlichste Szenario ist laut Staatsanwaltschaft aber: Die Sicherheitsleine des Surfbretts (die sogenannte „Leash“) verhakte sich an einem der 29 Störsteine am Grund des Baches (Brocken in vier Blöcken am hinteren Teil der Welle). „Mit Sicherheit“ habe sich das jedoch nicht feststellen lassen, so die Staatsanwaltschaft. Ursprünglich gab es auch die Theorie, dass sich die Sicherheitsleine an einem Gegenstand wie einem E-Scooter verfangen haben könnte. Dafür gab es jedoch keine Anhaltspunkte, sagte Leiding.
Um all das festzustellen, führte die Staatsanwaltschaft umfangreiche Untersuchungen durch. Dazu zählten Befragungen von Zeugen sowie materialtechnische Gutachten. Außerdem wurde am 30. April der Pegel des Eisbachs abgesenkt, um die Unfallstelle zu untersuchen. Trotzdem bleiben viele Fragen offen.
Die Stadt als „Betreiber“ der Welle wurde von der Staatsanwaltschaft entlastet, da jeder auf eigenes Risiko surft. Zu berücksichtigen sei hier auch, dass seit Jahrzehnten auf dem Fluss gesurft werde, „ohne dass es zu einem vergleichbaren tragischen Unfall kam“, so die Ermittler.
Das war auch ein Argument vieler Surfer, die Welle schnell wieder zu freizugeben. Sie sind nun nach dem Abschluss der Ermittlungen erleichtert: „Jetzt liegt der Ball wieder bei der Stadt“, sagt Franz Fasel von der Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM). Er hofft, dass die Welle bereits zum Wochenende wieder freigegeben ist. Zusammen mit der Stadt arbeiteten die Surfer auch an einem neuen Sicherheitskonzept. JULIAN LIMMER