Die neue Filiale des Musikhauses an der Ecke Sonnenstraße/Josephspitalstraße.
Und marsch! Hieber-Lindberg-Mitarbeiter bringen Instrumente zum neuen Laden. © Marcus Schlaf (2)
Helmuth Klein (61) schleppt das Keyboard über die Sonnenstraße, seine Mitarbeiter tragen Tubas, Gitarren, Ukulelen und Schlagzeug-Teile. Weit haben sie es nicht: Von Hausnummer 15 müssen sie nur 50 Meter weiter zur Nummer 19. Ein kurzer Umzug – mit Pauken und Trompeten!
Nach 101 Jahren schließt das Musikhaus Hieber Lindberg zum 30. Juni am alten Standort. Am 1. Juli eröffnet das Traditionsgeschäft die neue Filiale gleich ein paar Häuser weiter. Für Helmuth Klein ein Riesenglück. Weil: „Eigentlich hatten wir München schon verlassen.“
Grund für den Umzug: massive Fixkosten. Klein: „In den vergangenen Jahren hat sich die Miete mehrmals erhöht. Zuletzt war sie sechsstellig. Das konnten wir einfach nicht mehr stemmen.“ Monatelang suchten Klein und seine Geschäftsführungs-Kollegen Andreas Dick (57) und Sylvia Gredner (55) neue Räume – vergeblich. Ihnen blieb nur noch der Umzug nach Reichertshofen (Kreis Pfaffenhofen), wo ein Gesellschafter Räume hat. „Es war ein Nervenkrieg“, sagt Klein. Seit 1984 ist er im Betrieb – und jetzt vom Stachus aufs Land? „Eine schwierige Zeit, auch für unsere 58 Angestellten.“
Dann bekam Klein einen Anruf. Ein Bekannter erzählte ihm von den freien Räumen an der Sonnenstraße 19. „Wir waren uns sehr schnell einig“, sagt der Musik-Boss (spielt selbst Trompete, Posaune, Klavier). Kein Wunder: „Die Miete dort ist nur halb so hoch. Es war ein Sechser im Lotto – ich würde gar sagen: Es war Fügung.“
Einziger Misston: Die Ausstellungsräume sind kleiner – 1800 statt 2800 Quadratmeter. „Wir werden kompakter“, sagt Klein. „Statt 600 Gitarren stellen wir nur noch 300 aus, bei den Klavieren 14 statt 20.“ Dafür könnten alle Angestellten bleiben. „Und wir können einen neuen Anfang starten.“
An diesem Neustart werkelten sie zwei Wochen lang – auch an Wochenenden und am Feiertag. „Insgesamt haben wir Instrumente im Wert von zwei Millionen Euro hinübergeschafft“, sagt Klein.
Hieber Lindberg ist nicht das einzige Traditionsgeschäft in der Sonnenstraße, das umzieht: Foto Sauter verlässt die Filiale Hausnummer 26 und bezieht neue Räume im Haus Nummer 21 – nur zwei Häuser neben dem neuen Musikhaus (siehe Karte). Man möchte den Kunden „ein einzigartiges Einkaufserlebnis rund um die Foto- und Videografie bieten und gleichzeitig am beliebten wie bewährten Standort am Sendlinger Tor bleiben“, so eine Sprecherin auf Anfrage. Bilderservice, Fotostudio und Workshop-Angebot sollen bleiben. Am 1. und 2. August gibt es zur Eröffnung kostenlose Workshops und Angebote.THOMAS GAUTIER