MÜNCHNER FREIHEIT

Ein Gefühl von Heimat

von Redaktion

Vor gut einer Woche habe ich hier aus dem Paralleluniversum Finnland berichtet, wo Kreditkarte und Smartphone so sehr in den Alltag integriert sind, dass man leichter einen Elch zu sehen bekommt als Bargeld. Eine Welt, in der die USB-Ladebuchse fürs Handy in jedem Linienbus eine Selbstverständlichkeit ist, und wo die Fahrgäste dem Fahrer beim Aussteigen ein „Kiitos“ zurufen – Dankeschön!

Nun stand, wie bei jedem interstellaren Abenteuer, der Wiedereintritt an, und ich machte mich auf jede Menge Reibungshitze gefasst. Aber dass es gleich so dick kommen sollte…

Nach zwei Wochen, in denen ich erleben durfte, wie reibungslos elektronische Buchung, Bezahlung und Information im Alltag funktionieren können, lässt sich die MVG-App erst mal betteln, bis sie den Flughafen München als Startpunkt akzeptiert. Na ja, liegt halt weit draußen. Die S-Bahn wartet schon – ohne Klimaanlage und mit Fenstern, die sich nicht mehr wie früher kippen lassen. Bei 27 Grad Außentemperatur wird jeder Halt zum Segen, weil durch die offenen Türen für einen Moment ein kühler (!) Windhauch hereinweht.

Nach ein paar Stationen verabschiedet sich das Infotainment-System samt Haltestellenanzeige an den Deckenmonitoren. Wahrscheinlich ist die Filmspule im Führerstand abgelaufen, und der Fahrer hat keine Zeit oder keine Lust, die neue einzulegen, denke ich mir. Ich stelle mir vor, wie das lose Filmende bei jeder Spulenumdrehung gegen das Abspielgerät klatscht. Oder arbeiten die am Ende schon mit Kassetten, die man nur umzudrehen bräuchte?

Die freundliche – und für diesen Fall beinahe etwas zu fröhliche – Stimme von Regina Wallner reißt mich aus meinen Überlegungen. Sie teilt mir mit, dass die Rolltreppen am Rosenheimer Platz nicht nutzbar seien. Es folgt ein Hinweis, wo man stattdessen aussteigen sollte. Eine Entschuldigung höre ich nicht. Frau Wallner hätte sich bestimmt für die Unannehmlichkeiten entschuldigt, da bin ich mir sicher. Aber sie muss den Text vorlesen, den die S-Bahn ihr vorgegeben hat. Und dort denkt man sich wahrscheinlich: Damit fangen wir lieber gar nicht erst an.

Noch vor gut zwei Wochen wäre ich jetzt wahrscheinlich auf hundertachtzig gewesen, rot glühend wie der Hitzeschild meiner Raumkapsel kurz vor dem Öffnen der Bremsfallschirme. Aber ich habe einen wunderschönen Urlaub hinter mir und bleibe tiefenentspannt. Irgendwie hat es ja auch etwas Beruhigendes, nicht nur zu wissen, sondern mit allen Sinnen zu fühlen: Ich bin wieder daheim. lokales@ovb.net

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