Kundin Radoslava Slaveva bedauert die Schließung.
Schätzt das Angebot: Danielle Naujeck.
Die Mitarbeiter Aurel Gjika (li.) und Hussein Wael sind traurig über das Aus.
Anlaufstelle für tausende Münchner, Pendler und Touristen: Der Yorma‘s im Hauptbahnhof. © Markus Götzfried (4)
Mittwochmittag am Hauptbahnhof, Gleis 26. „Einen Cappuccino, bitte!“ Die Frau lächelt nett, als sie bestellt. Sie muss fast schreien an der Theke von Yorma’s, denn in der Filiale der Imbiss-Kette ist es laut und voll wie immer eigentlich. Bald aber gehen hier die Backöfen aus, auch die Kaffeemaschinen, Kühltheken, alles. Der Standort macht Ende Juni dicht. Kündigung – nach fast 25 Jahren! Das teilt das Unternehmen mit. Grund dafür sei der große Umbau am Hauptbahnhof.
Es gleicht einem Bäcker-Beben. Denn die Filiale am Gleis 26 ist eine Institution, bekannt bei Münchnern, Pendlern und Touristen. „Ich bin nicht oft in München“, erzählt Danielle Naujeck (59) aus Berlin und beißt in ihre Pfefferbreze. Aber wenn sie am Bahnhof landet, sei Yorma’s oft ihre erste Station. „Die Nachfrage dort ist groß – und deswegen ist das Angebot auch immer frisch.“
Rund 12 000 Menschen kaufen dort täglich ein, sagt eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage. Rekord! „Es ist die größte Filiale deutschlandweit.“ Insgesamt gibt’s 59. Yorma’s punktet mit günstigen Preisen. Alle kleinen Heißgetränke gibt’s ab 1,60 Euro, die Kaffeespezialitäten seien auch sehr beliebt. Weitere Renner seien das Salami-Baguette oder die Schnittlauch-Butterbreze für je 1,70 Euro. Die Augustiner-Halbe kostet 1,95 Euro.
Auch Radoslava Slaveva (39) aus München steht am Mittwoch Schlange. „Mein Sohn mag die Sandwiches, ich die Fisch-Baguettes.“ Eins mit Bismarck-Hering kostet 3 Euro, mit Räucherlachs 3,70 Euro. „Es ist schade, dass die Filiale schließt, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis ist einfach top.“ Künftig muss sie zu den zwei Standorten im Sperrengeschoss gehen. Oder zum kleinen, in einem Container untergebrachten, Yorma’s in der Haupthalle.
Mehrere Gastronomien verkaufen schon aus solchen Containern heraus, denn der Bahnhof ist eine Großbaustelle. Dort soll die 2. Stammstrecke einmal anschließen, an der seit 2017 gewerkelt wird. Parallel baut die Bahn das Gebäude von Grund auf neu, auch am Starnberger Flügelbahnhof wird sich was tun. Die Yorma’s-Filiale dort sei daher seit Ende Mai zu, so die Sprecherin.
Und es tut sich noch mehr: Die Bäckerei Rischart, die im Untergeschoss zwei Filialen betreibt, zieht mit einer um. Der Standort neben dem Rewe am Gleis-Aufgang wandert wenige Meter weiter in Richtung S-Bahn-Abgang. „Dort entsteht derzeit – mit 15 Metern – die bisher längste Rischart-Theke“, so eine Sprecherin auf Anfrage. Start soll spätestens im September sein.
Die Yorma‘s-Mitarbeiter Aurel Gjika und Hussein Wael sind traurig über das Aus an Gleis 26 – aber froh, dass das gesamte Personal in anderen Filialen unterkommt. „Die Arbeit macht Spaß und 80 Prozent der Kunden sind trotz Zeitdruck auch nett“, sagt Hussein. Der Name geht übrigens auf Yorma Eberl zurück, der das Unternehmen 1985 in Plattling gründete.R. MITTERMEIER