Der Countdown für die Welle

von Redaktion

Surfen am Eisbach schon kommende Woche wieder freigegeben?

Frei zu surfen gehört zu München, sagt Sam Huston.

Die Eisbachwelle ist seit dem tödlichen Unfall gesperrt, bald könnte das Surfen wieder erlaubt sein. © dpa/privat

Schief und etwas verknittert hängt das Banner von der Brücke, darunter die brausenden Fluten. „Surf must go on“ steht darauf (Surfen muss weitergehen) – es hängt dort schon eine ganze Weile über der großen Eisbachwelle. Denn: Seit rund zwei Monaten ist die Stelle am Haus der Kunst für Surfer gesperrt. Eine 33-Jährige war dort wie berichtet tödlich verunglückt. Doch bald könnte das Wellenreiten wieder losgehen – der Countdown läuft.

Davor muss die Stadt jedoch erst noch die Ermittlungsakten zu dem Unglück prüfen lassen: „Sollten darin keine neuen sicherheitsrelevanten Aspekte enthalten sein, bin ich zuversichtlich, dass wir die Welle nächste oder spätestens übernächste Woche öffnen können“, sagt Bürgermeister Dominik Krause. Der Grüne führt derzeit die Stadtgeschäfte, weil OB Dieter Reiter (SPD) wegen einer Schulter-OP ausfällt.

Um die rund 200 Seiten umfassenden Ermittlungsakten zu prüfen, engagierte die Stadt eine Anwaltskanzlei. Vergangenen Dienstagvormittag übermittelte die Staatsanwaltschaft (StA) der Kanzlei dafür die Dokumente. Abgeschlossen hatte die StA die Ermittlungen zu dem Surf-Unglück einen Tag vorher. Doch wieso der Unfall passierte, konnten auch die Ermittler nicht aufklären. Möglich sei es, dass sich die Sicherheitsleine der Frau, die sogenannte „Leash“, an einem der 29 Störsteine am Grund des Baches verfangen habe – die Verunglückte deshalb längere Zeit unter Wasser gedrückt wurde, erklärte Oberstaatsanwältin Anne Leiding. Sicher aufklären ließe sich das aber nicht.

Um solche Risiken zukünftig dennoch zu vermeiden, soll das Sicherheitskonzept für den Eisbach angepasst werden – darin soll möglicherweise auch eine Pflicht erhalten sein, eine selbstlösende Leash zu verwenden. Also eine Sicherheitsleine, die sich im Ernstfall vom Körper des Surfers löst. „Letzte offene Punkte“ würden gerade aber noch mit den Surfern abgestimmt, sagt Krause. Eine Überregulierung an der Welle soll jedoch vermieden werden.

Ein bisschen müssen die Surfer also noch warten – alternativ surfen einige gerade noch ein paar hundert Meter weiter auf der Dianabadschwelle im Englischen Garten, der kleinen Schwester der großen Eisbachwelle. Wie Ludwig Kaiser (25) und Leo Weissenbacher (19) – sie hoffen, dass die große Welle jetzt bald öffnet: „Gerade ist die beste Zeit zum Surfen, es ist super warm“, so Kaiser. Und auch Nicht-Surfer freuen sich: „Es gehört zu München, dass jeder frei surfen kann – das ist einzigartig“, sagt Sam Huston (38). Just in diesem Moment schwingt sich verbotenerweise ein Surfer mit seinem Brett auf die gesperrte Welle. Ein Anblick, der bald wieder ganz alltäglich sein dürfte. J. LIMMER

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