Student Jakob (26) war der Erste auf der Welle. Die Gitter wurden da noch entfernt. Dieter Reiter (r.) gab am Freitag persönlich die Welle frei. © Andrea Stinglwagner, Instagram
Endlich geht ein Johlen durch die Zuschauermenge. Applaus! Jubel! Der erste Surfer hat sich ins rauschende Wasser des Eisbachs gestürzt. Endlich wieder mit offizieller Erlaubnis: Am Freitagvormittag hat OB Dieter Reiter (SPD) persönlich die Welle wieder freigegeben. Surfer Jakob, ein Student (26) aus München, durchpflügte dann um kurz vor 14 Uhr als Erster die Gischt. „Es ist so schön, wieder im Wasser zu sein“, sagte er danach glücklich.
Zwei Monate ist die Tragödie um die tödlich verunglückte Surferin nun her. Zuletzt hatte die Stadt noch die Ermittlungsakten prüfen lassen und alle Sicherheitsaspekte beleuchtet. Ein, zwei Wochen würde es noch dauern, bis wieder gesurft werden dürfe, hatte Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) noch an diesem Donnerstag gesagt. Am Freitag ging es dann doch ganz schnell. Reiter, der zuvor wegen einer Schulter-OP auf Reha war, gab das Kommando: Die Welle ist wieder geöffnet!
In der Begründung für seine Hauruck-Genehmigung sagte Reiter: Der Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft habe gezeigt, dass die genaue Ursache des Unfalls an der Eisbachwelle nicht abschließend geklärt werden konnte – und auch, dass es „kein Verschulden der Stadt“ gab. Zudem gelten ab sofort neue Regeln für die Benutzung der Welle (siehe Kasten), die das Surfen „so sicher wie möglich“ machen sollen.
Selbst für die zuständigen Arbeiter des Baureferats kam die schnelle Freigabe für die Welle am Freitag offenbar überraschend. Denn als die ersten Surfer nach Bekanntgabe der Öffnung in den sozialen Medien freudig zur Welle eilten, war noch nicht alles fertig. Die Stimmung war angespannt: „Was is denn des jetzt wieder für a Gaudi?“, fragten etwa zwei Münchner Rentner, die eigentlich jubelnde Surfer beobachten wollten. Touristen aus Frankreich oder USA: Viele Menschen warteten lange am Bachufer aufs Abbauen der Sicherheitszäune.
Dann kam es auch noch zu einem Aufruhr unter erfahrenen Surfern: Denn die Arbeiter entfernten einen „wasserbaurechtlich ungenehmigten“ Holzbalken samt Sicherungssteinen aus dem Wasser. Doch der sei wichtig für die Stabilität der Welle, schimpften die Profis. Nach einigen Diskussionen wurde ein Sicherungsstein wieder eingebaut.
Tafeln mit den neuen Regeln wurden auf Schildern neben der Welle befestigt. Die Surfer, wie Paul Anders (26), sind damit einverstanden: „Das ist völlig okay. Es ist wichtig, dass die Stadt Regeln aufstellt, auch um zu zeigen: Wir nehmen es ernst. Und ich finde, es ist auch nicht übertrieben reguliert.“
Um kurz nach 14 Uhr begann dann das Baureferat endlich mit dem Abbau der Gitter. Die Surfer haben ihren Eisbach wieder erobert. Und nicht nur OB Reiter wünscht ihnen: „Viel Spaß auf der Welle und passt auf euch auf!“ANDREA STINGLWAGNER, JULIAN LIMMER