Schuhbeck lebt von 1138,76 Euro Rente

von Redaktion

Dunkles Sakko, blaues Hemd, dazu ein feines Einstecktuch: Auch für den zweiten Prozesstag hat sich Alfons Schuhbeck schick gemacht. Doch inhaltlich wurde es unangenehm: Eine Wirtschaftsfachkraft der Staatsanwaltschaft analysierte Schuhbecks Finanzen – und die waren spätestens seit 2017 desaströs. Es sei „aufgefallen, dass bei einem Großteil der Firmen die Forderungen die vorhandenen liquiden Mittel teilweise deutlich überschritten haben“, sagte die Ermittlerin, die einen mehr als 200 Seiten starken Prüfbericht zur Liquidität von elf früheren Schuhbeck-Firmen vorlegte.

Ergebnis: Bereits seit 2012 stand der frühere Starkoch etwa mit seinem Partyservice in der Kreide, erste Pfändungen von Banken musste er ab 2016 hinnehmen – doch betrieb er sein hoch verschuldetes Imperium unbeirrt weiter. Fünfstellige Schulden häufte Schuhbeck etwa mit dem Lokal Orlando ab Januar 2017 beim Finanzamt an. Zwar verteilte er Einnahmen noch, um die Zahlungsunfähigkeit einzelner Firmen abzuwenden. Spätestens ab 2020 war aber auch das nicht mehr möglich – 2021 ging das Schuhbeck-Imperium endgültig pleite. Dass er die Insolvenzen verschleppte, räumte der 76-Jährige ein. Und muss dafür noch länger ins Gefängnis: Eine Gesamtstrafe von vier Jahren und acht Monaten steht im Raum.

Große Reue war gestern nicht zu hören. Durchaus stolz zeichnete Schuhbeck stattdessen seinen Weg als Gastronom nach – vom Kurhaus in Waging bis zu den Südtiroler Stuben, mehr als 30 Jahre führte er einen Michelin-Stern, schrieb 50 Kochbücher und kochte 35 Jahre für den FC Bayern. „Ich musste mir meinen Aufstieg erarbeiten. Später ist mir das alles über den Kopf gewachsen“, erklärte er seine Finanzdelikte. Und schob einen Teil der Schuld auf seinen Steuerberater, der im April 2020 verstarb. „Er kam ein bis zwei Mal die Woche vorbei, um mich zu beraten“, auf dieser Grundlage habe er selbst dann Überweisungen getätigt.

Daraufhin kündigte Staatsanwältin Stefanie Bachmeier gestern an, dass sie einen Teil der Taten nicht weiter verfolgen wolle, „um das Verfahren zu verschlanken“. Sie rechne Schuhbeck „hoch an, dass er sich trotz seines Gesundheitszustandes dem Verfahren stellt“. Bekannt wurde im Prozess auch: Im Orlandohaus zahlt Schuhbeck 4800 Euro Warmmiete, bekommt aber nur 1138,76 Euro Rente. Rücklagen habe er nicht. Heute sagt der Insolvenzverwalter des Falls aus – und soll Schuhbecks Schulden offenlegen.ANDREAS THIEME

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