Er ist sowas von da, mit all seiner Kraft und Vehemenz: Der Sommer. Und das kann man mit allen Sinnen wahrnehmen. Man kann ihn sehen. Es flirrt. Die Sonne scheint uns ins Gesicht. Alles, was höher ist als ein Zentimeter, wirft einen Schatten, die Kleidung ist (meist) wunderbar sommerlich und flatternd. Man sieht Menschen in Autos und öffentlichen Verkehrsmittel schwitzen und in der Isar und in den Seen stehend oder schwimmend Abkühlung finden. Ich sehe viele Eissorten und suche mir eine aus, bekomme diese in der Waffel und schau den Verkäufer dankbar an, und manchmal denke ich mir auch: „Was man nicht so alles sieht, was man gar nicht anschauen müssen möchte, aber vielleicht habe ich ja auch eine Sinnestäuschung“.
Man kann ihn auch hören, den Sommer. Zum Beispiel durch sinnloses Jammern, wie heiß es doch sei. Das hatte der Sommer schon immer an sich. Lieber höre ich da Kindergeschrei aus einem Freibad, das Klappern von Klapperl auf dem Weg in den Biergarten und dort dann das von den Masskrügen. Ein ebenso schönes Geräusch verursachen in der Isar planschende Füße, während von irgendwo das absolut passende Lied „Sommer in der Stadt“ ertönt.
Das Riechen des Sommers kann was sehr Gutes sein, manchmal aber auch nicht. Ich mag es sehr, wenn ich draußen unterwegs bin und rieche, wie gegrillt wird, oder wenn ein kurzer Regenschauer auf das heiße Pflaster fällt. Das ist für mich DER Geruch des Sommers. Ebenso angenehm finde ich es, wenn Menschen vorbeigehen und mir der Duft von Sonnencreme in die Nase zieht. Wogegen dieses Sinnesorgan absolut beleidigt reagiert, wenn das Waschen vernachlässigt wird, weil ja sowieso gleich wieder geschwitzt wird. Da muss ich sehr an mich halten, wenn so jemand in einem öffentlichen Verkehrsmittel neben mir sitzt und der vielleicht auch noch, wie von Sinnen ein stark riechendes Essen in sich hineinschaufelt.
Den Sommer schmecken kann man auch. Jeder bringt wahrscheinlich seinen Geschmack aus der Kindheit mit. Für mich ist das immer noch kaltes Schnitzel mit Kartoffel-Gurkensalat. Das war unser Standardessen beim Baden an der Isar. Heute sind es für mich Tomaten in jeder Variante zu jeder Zeit. Auch gerne zum oben genannten Schnitzel.
Der fünfte klassische Sinn ist das Tasten. Der kommt für mich im Sommer seltener zum Tragen, aber wenn, dann gewaltig. Habe ich doch glatt meinen Edelstahl-Thermobecher auf dem Balkontisch in der Sonne stehen lassen. Das habe ich gesehen, aber mir kam nicht in den Sinn, dass er deshalb auch eine erhöhte Temperatur haben könnte, was ich aber gleich gespürt habe. Aber so richtig. Trotzdem werde ich den Sommer weiterhin mit all meinen Sinnen in vollen Zügen genießen.
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