Gläubiger wollen 27 Millionen von Schuhbeck

von Redaktion

Insolvenzverwalter zieht Bilanz – und berichtet von chaotischer Buchhaltung

Auf der Anklagebank: Alfons Schuhbeck wartet mit seinem Anwalt Norbert Scharf auf den Beginn des dritten Prozesstages. © SIGI JANTZ

Er ist ein begnadeter Koch, aber kein begnadeter Geschäftsmann. Alfons Schuhbeck (76) muss sich derzeit wegen Insolvenzverschleppung in neun Fällen, Betrug in vier Fällen, versuchten Betrugs in fünf Fällen und Subventionsbetrugs in 19 Fällen vorm Landgericht München I verantworten. Gestern war dritter Prozesstag – dabei offenbarte der Insolvenzverwalter, wie viel die Gläubiger vom Starkoch fordern.

Die Zahl hat es in sich: Stand jetzt hätten Gläubiger rund 27 Millionen Euro Forderungen angemeldet, sagte Max Liebig (46) vor Gericht. Diese Forderungen beträfen acht Firmen des gesamten Schuhbeck-Imperiums. So wie es jetzt aussieht, könnten diese Forderungen nur zu einem geringen Teil zurückgezahlt werden – in etwa zehn bis 20 Prozent, schätzte der Insolvenzverwalter. Das könne sich allerdings „jeden Tag ändern“, sagte Liebig. Etwa 80 Gläubiger warten derzeit auf ihr Geld.

Liebig war für zehn Firmen aus dem Schuhbeck-Imperium zum Insolvenzverwalter bestellt worden – vor Gericht zog er Bilanz: Für die Schuhbecks Verwaltungs GmbH und die Schuhbecks Partyservice Verwaltungs GmbH sei kein Verfahren eröffnet worden – „mangels Insolvenzmasse“. Von den acht verbliebenen Firmen habe er bereits drei verkaufen können: den Gewürzladen, die „Südtiroler Stubn“ und den Partyservice. Für das Restaurant Orlando habe er einen neuen Pächter gefunden. Viel wert seien die übrigen Firmen nicht. „Wir haben da keine goldenen Stühle vorgefunden“, sagte Liebig. Die Insolvenzverfahren sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Bei der Analyse des Firmengeflechts habe man festgestellt, dass all die Unternehmen nicht wirklich voneinander getrennt waren, sagte Liebig weiter – so hätten einige Firmen Rechnungen für andere gezahlt. Die Buchhaltung: eher ein Kuddelmuddel. „Die Buchwerke waren nahezu wertlos“, stellte Liebig fest. Aktuelle Jahresabschlüsse habe es quasi nicht gegeben. Immerhin: Die Zusammenarbeit mit Schuhbeck sei im „operativen Geschäft tadellos“ gewesen. Der Rest sei allerdings nicht „sein Schwerpunkt“ gewesen.

Nach der Aussage des Insolvenzverwalters beendete Richter Uwe Habereder (49) die Sitzung. Am 14. Juli soll das Urteil fallen. Vor vier Jahren ging das Schuhbeck-Imperium pleite. Dass er die Insolvenzen verschleppt hatte, hatte der 76-Jährige bereits eingeräumt. Ihm droht eine Gesamtstrafe von bis zu vier Jahren und acht Monaten. THOMAS GAUTIER

Artikel 3 von 11