Nasser Marsch

von Redaktion

Wegen Gleisbauarbeiten: Ein Sommer ohne Eisbach-Tram

So schaut das normalerweise im Sommer am Tivoli aus: Eisbach-Badegäste an der Tramhaltestelle. © SIGI JANTZ

Eline und Guusje sind begeistert vom kühlen Nass.

Götz (56) trocknet auf dem Weg zur Arbeit.

Nach der Schule geht es für viele Münchner Schüler zur Abkühlung in den Eisbach.

Ohne Tram heißt es: Rückmarsch nach dem Bad im Eisbach. © Oliver Bodmer (4)

Sich treiben lassen im Eisbach – bei 35 Grad einfach traumhaft. Wäre da nicht der Marsch zurück zur Einstiegsstelle. Viele starten unterhalb der Eisbachwelle am Haus der Kunst, lassen sich treiben und kraxeln erst kurz vorm Tucherpark wieder raus. Dann folgen über eineinhalb Kilometer Marsch: barfuß, auf heißem Asphalt.

Bisher war das kein Thema: Da konnten Badefreunde für den Rückweg immer die Tram 16 nehmen, die den Eisbach entlangfuhr. Doch seit Anfang Juni werden hier die Gleise erneuert. Bis Ende August fahren daher Ersatzbusse, aber leider nicht auf der Eisbach-Strecke. Ihre Route geht entweder quer durch den Englischen Garten – oder sie umfahren den Eisbach großräumig.

Für die Eisbach-Bader bedeutet das: Sie müssen in nassen Badesachen entweder auf dem Kiesweg zurück oder entlang der Schienen auf dem Asphalt. „Ich gehe im Schatten“, erzählt Götz (56). „Das Gute: Bis ich wieder oben an der Prinzregentenstraße bin, bin ich so gut wie trocken und kann wieder in die Arbeit gehen.“ Er ist nicht der Einzige, der den Eisbach für eine Erfrischung in der Mittagspause nutzt.

Auch Leo, Finn und Tom waren gestern Mittag schwimmen und müssen dringend wieder in die Arbeit. „Es ist sauheiß auf dem Boden“, meint Leo. Schnell in die Tram zu steigen: Das wäre ihnen lieber gewesen. Andere haben noch gar nicht mitbekommen, dass die Tram 16 hier im Moment nicht mehr fährt: „Wir haben gerade zehn Minuten an der Haltestelle gewartet, aber es kam nichts, deshalb laufen wir jetzt“, sagen zwei Jugendliche.

Julia (31) hat vorgesorgt: „Ich hab Gummi-Flipflops oder Badeschuhe dabei, die nehme ich einfach mit ins Wasser.“ Ihre Freundin Sabrina schwimmt ohne: „Das geht schon. Ich kann den Steinboden aushalten.“ Beide haben sonst die Tram genutzt. Auch Eline und Guusje aus den Niederlanden sind unerschrocken. „Bei uns haben wir so etwas nicht. Auf jeden Fall nicht in einem natürlichen Bach, höchstens in Wasserparks. Das macht wirklich Spaß, und ein bisschen Nervenkitzel ist auch dabei. Vor allem, wenn man wieder aus dem Wasser rauswill,“ erzählt Guusje. Sie hätte nicht erwartet, dass es so warm ist. Als wir ihnen berichten, dass man normalerweise die Badestrecke mit der Straßenbahn zurückfahren kann, sind sie restlos begeistert.

In den vergangenen Jahren ist die Badetram nicht nur positiv aufgenommen worden. Manch vollständig bekleideter Fahrgast war irritiert über das Publikum in Bikini oder Badehose. „Wir haben ein paar Regeln aufgestellt“, berichtet MVG-Sprecher Maximilian Kaltner. „Der Boden sollte nicht feucht werden und die Leute sollten sich nicht mit den nassen Badesachen auf die Polster setzen.“ Auch das Problem mit fehlenden Fahrscheinen sieht die MVG pragmatisch. „Wir haben ganz normal kontrolliert. Aber man konnte später nachweisen, dass man ein Ticket hat.“ GABRIELE WINTER

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