Erinnerungszeichen: Diese Woche werden vier weitere in München angebracht. © Tom Hauzenberger, privat
Karl Simon wurde nur 16 Jahre alt. Er lebte mit seiner Familie in einer Gewofag-Siedlung in der Kraelerstraße 16. Was ihm zum Verhängnis wurde: Der Bub litt unter epileptischen Anfällen.
1942 wurde er deshalb in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar eingewiesen – und starb drei Monate später. Verhungert oder mit Medikamenten gezielt getötet. Ein grausames Schicksal aus der Nazizeit, das zu Herzen geht. Und das dank einer Gruppe von elf Auszubildenden der Münchner Wohnen nicht vergessen sein wird. Sie haben unter fachlicher Anleitung vier bisher unbeleuchtete Lebenswege von Menschen erforscht, die in Wohnungen der Gewofag und GWG (heute: Münchner Wohnen) in Sendling lebten.
Auch die Schicksale der Ermordeten Betty Landauer, Dr. Julian Marcuse und Lisette Lilie haben die Azubis beleuchtet. Zum dritten Mal ist damit ein erinnerungskulturelles Projekt der Münchner Wohnen und Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München umgesetzt worden. Am morgigen Dienstag findet deshalb zu Ehren der Nazi-Opfer eine Gedenkveranstaltung in der Kraelerstraße 16 statt, daran wird auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, teilnehmen. Im Anschluss werden an den nahe gelegenen früheren Wohnorten der Opfer Erinnerungszeichen angebracht. Auch ein Angehöriger Karl Simons wird bei diesem Termin dabei sein.
Betreut wurden die Auszubildenden bei ihrer Recherche von der Historikerin Christiane Fritsche. Zusammen erschlossen sie die Biografien anhand von Quellen aus Archiven. Erinnerungszeichen – Stelen oder Wandtafeln aus vergoldetem Edelstahl – werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Weitere Informationen gibt es unter www.erinnerungszeichen.deAST