MÜNCHNER FREIHEIT

Ein wahres Fest der Demokratie

von Redaktion

In dieser Woche wurden wieder einmal bayerische Verdienstorden verliehen, sogar sechzig Stück, für hervorragende Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayerische Volk. Da dachte ich mir: Wie gut, dass dieser Preis schon am 11.6.1957 beschlossen wurde und seither verliehen wird, weil heutzutage wohl kein solcher Orden mehr gestiftet werden könnte. Heute würde schon mit bitterer Schärfe diskutiert werden, ob es überhaupt ein bayerisches Volk gibt und geben darf, was ja auch beim deutschen Volk höchst umstritten ist. Besonders progressive Wortführerinnen würden den Landtag belehren, dass sowohl das Volk als auch sämtliche Völker längst abgeschafft worden seien, während am rechten Rand gerufen wird, dass zugewanderte oder andersdenkende Menschen auf keinen Fall zum Volk gezählt werden dürfen, sondern „remigriert“ oder wenigstens mundtot gemacht werden müssen. Und was sollen „hervorragende“ Verdienste sein? Werden da nicht Menschen mit viel Ausdauer, Begabung, Einfluss, Kreativität und materiellen Möglichkeiten bevorzugt? Und wieso dankbare Anerkennung? Sollen wir auch noch dankbar dafür sein, dass es uns so schlecht geht wie nie zuvor und nirgendwo sonst? So würde er fragen, der Zeitgeist! Mit hunderttausendfacher Resonanz im Netz.

Aber zum Glück muss die Debatte nicht mehr aktuell geführt werden. Denn Wilhelm Hoegner, der Vater der bayerischen Verfassung, hat diesen Orden mit dieser Zweckbestimmung schon 1957 geschaffen. Fast 70 Jahre lang ist das Ansehen des Ordens Jahr für Jahr gestiegen. Weil er soziale Verdienste würdigt und unterstützt, auch wenn die am rechten Rand gar nicht gern gesehen werden, weil sie oft zugunsten von Menschen erworben werden, „die sich nicht rechnen“. Weil er wissenschaftliche Leistungen ehrt, auch wenn viele alternative Wahrheiten den wissenschaftlichen Erkenntnissen vorziehen. Weil er Heimatliebe zu schätzen weiß, auch wenn viele entweder Heimat grundsätzlich suspekt finden oder sie in einem katastrophalen Zustand wähnen. Weil er gleichzeitig auch weltoffen ist, was ganz unbekannte und ungewohnte Töne anklingen lässt. Weil er auch Politikern und anderen einflussreichen Menschen Verdienste bescheinigt, die der Zeitgeist im Netz niemals anerkennen würde.

Kurz: Die Würdigung von 60 Menschen, die viel für andere getan haben, unsere Wirtschaftskraft gesteigert und unser Wissen und Können vermehrt haben, die Heimatliebe mit Weltoffenheit verknüpfen und irgendwie dafür mitverantwortlich sind, dass wir schon in einem Land leben, in dem die überwältigende Mehrheit aller Deutschen gerne leben würde, ist doch wirklich ein Fest, auch ein Fest der Demokratie. Auch wenn sie in einem königlichen Saal stattfindet. Auch wenn sie damals in einer etwas altbackenen Sprache formuliert wurde.