Schlutzkrapfenstempel.Ein sagenhaftes Wort! Man sollte es sich unbedingt merken. Irgendwann wird man nämlich wieder Scharade spielen und dabei Begriffe suchen, die die gegnerische Mannschaft unmöglich pantomimisch darstellen kann. „Schlutzkrapfenstempel“ ist so ein Wort, ähnlich kompliziert wie „Gefühlshaushalt“ oder „Gewöhnung“. Obwohl: Freundin Tina schaffte es einmal, das Wort „Gewöhnung“ ohne Worte zu erklären. Sie deutete einfach auf ihren damaligen Freund und gähnte. Ihre beste Freundin erriet das sofort. Ein Punkt für Tinas Team. Ein Tiefpunkt in ihrer Beziehung.
„Schlutzkrapfenstempel“ ist aber nicht nur ein Wort. Es handelt sich um ein Küchengerät, das mir vergangene Woche mein Freund Sebastian vorstellte. Der besitzt jetzt nämlich eine Maschine, mit der er alle nur erdenklichen Formen von Nudeln herstellt. Dazu braucht der Pasta-Bastel-Wastl allerdings, ergänzend zur Maschine, ein paar Zusatzgeräte und Aufsätze. Einen Nudeltrockner beispielsweise, der aussieht, als hätten zwei Wäscheständer nicht verhütet. Einen Maultaschenformer, der so funktioniert wie die alte Zigaretten-Dreh-Maschine von Stefan, nur in gesund. Und eben den Schlutzkrapfenstempel. Teigplatte, Füllung, Stempel, ecco lo Schlutzkrapfen!
Die berechtigte Frage lautet allerdings: Wie oft im Jahr wird Sebastian Schlutzkrapfen kochen? Droht dem Schlutzkrapfenstempel womöglich ein ähnliches Schicksal wie dem Schokobrunnen, dem Entsafter, dem Fisch-Grillkorb oder dem – noch so ein großartiges Wort für Scharade – Eierschalensollbruchstellenverursacher? Seien wir ehrlich: Jeder von uns hat Leichen in seinen Küchenschränken, nett gemeinte Geschenke, die zwar in unseren Haushalt einziehen durften, aber nicht in unseren Alltag.
Sebastian und ich planen jetzt ein Kochevent für unseren Freundeskreis. Der Arbeitstitel lautet: Die Auferstehung der Toten. Jeder Gast soll das Küchengerät aus seinem Haushalt mitbringen, das ihm am unnützesten vorkommt (mein ehemaliger Deutschlehrer möge mir diesen krummen Superlativ verzeihen). Mit den unnützen Küchengeräten unserer Gäste wird ein Menü gekocht. Stand jetzt gibt es entsafteten Fisch vom Grill mit geschältem Ei und Schokoladenglasur.Aber uns fällt sicherlich noch etwas Besseres ein.
Die erste Person, der wir unser Konzept erklärten, war unsere Freundin Tina. Ihre Reaktion fiel recht trocken aus: „Das unnützeste Gerät in meiner Küche ist mein Mann.“ Da freut man sich doch schon jetzt auf das Tischgespräch.
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